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Stolpersteinverlegung 05. Juli 2017

05. Juli 2017 - Verlegung von 21 Stolpersteinen

05. Juli 2017

Sittarder Str. 68


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Samuel Baum flüchtete 1937 mit der ganzen Familie in die Niederlande und wohnte in Geleen, Bloemenmarkt 7. Hier starb er am 10. Okt. 1940 und wurde auf dem jüd. Friedhof in Sittard begraben (s. Grabstein!). Seine Frau Sophie Baum, geb. Salmagne, wurde später im Lager Westerbork interniert und von dort am 14.09.1943 ins KZ Bergen-Belsen deportiert, wo sie am 16.11.1943 starb. Tochter Jennie Roer überlebte in einem Versteck in Tegelen, kehrte 1945 zurück nach Geleen und emigrierte 1947 in die USA. Ihre beiden Töchter Leni Roer (geb. 1921) und Ilse Roer (geb. 1925) wurden ebenfalls in Westerbork interniert, von dort 1942 nach Auschwitz deportiert; Leni wurde am 31.08.1942, Ilse am 02. Okt. 1942 ermordet (s. Mitte!). Max Baum, Sohn von Samuel und Sophie, wurde 1943 zunächst in Camp Vught, dann in Westerbork interniert und von dort am 31.03.1943 nach Auschwitz deportiert, wo er am 31.03.1944 ermordet wurde. Carl Baum („Korsch“ gerufen), auch Sohn von Samuel und Sophie, überlebte mit seiner Schwester versteckt in Tegelen/Venlo, emigrierte in die USA und starb dort am 15.10.1982 in New York. Bernhard (Benno) Baum, ebenfalls Sohn von Samuel und Sophie, floh über die Niederlande in die USA, wo er am 26.03.1983 in New York starb. Bruder Albert Baum gelang auch die Flucht über die Niederlande in die USA. Er starb am 15.01.1996 in Hartford/Con./USA. Emil Nathan Baum, Sohn von Samuel und seiner ersten Frau Carolina – Cousine von Samuels zweiter Frau Sophie –, die 1902 verstorben war und auf dem jüd. Friedhof in Geilenkirchen beerdigt ist (Grab Nr. 51), floh wie sein Bruder Bernhard 1938 über die Niederlande in die USA.  Henriette (Jettchen) Moses, geb. Baum, die mit Albert Moses in Linnich verheiratet war, überlebte zusammen mit ihrer Tochter Lore das Lager Theresienstadt und verstarb am 30.09.1948 in Brooklyn/NY. Jettchens Sohn Kurt Moses, geb. 1925, hat ein Buch über seine Holocaust-Erlebnisse geschrieben: „Home at last – Auschwitz Survivor“.


Sittarder Str. 75


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Joseph Gottschalk wurde am 13. Jan. 1872 in Bauchem geboren, heiratete am 6. Mai 1901 Johanna Carl aus Weilerswist, die wohl kurz nach der Geburt (1902) von Tochter Elli starb. Joseph Gottschalk starb am 10. Dez. 1933 in Bauchem. Auf dem jüdischen Friedhof – drittletzte Beerdigung dort – befindet sich sein Grab (Nr. 56). 1907 heiratete Joseph G. Jeanette Katz aus Blumenthal/Hellenthal in der Eifel. Sie wurde zu einem unbekannten Zeitpunkt deportiert und ermordet. Das Amtsgericht Aachen hat sie 1952 zum 31. Dez. 1945 für tot erklärt. Elli Gottschalk floh vor den Nazis nach Frankreich und wurde dort am 10. Aug. 1942 von Drancy aus nach Auschwitz deportiert, wo sie ermordet wurde. Helene/Leni Gottschalk Tochter von Joseph und Jeanette, heiratete 1938 in Köln den aus Thalfang im Hunsrück stammenden Julius Simon. Das Paar floh in die USA. Jennie Roer, Tochter von Samuel Baum, berichtete in ihren Briefen, die sie ihrer Freundin Ida Vaßen aus Bauchem in den 1950er und 1960er Jahren schrieb, dass „Jopa-Leni“, so genannt von ihren Freunden u. Verwandten, mit ihrem Mann auf einer Farm lebte, das Paar aber keine Kinder hatte. Leni Gottschalk ist am 1. Dez. 2004 in Binghampton im Staate New York verstorben.


 Pappelweg 27


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Albert Gottschalk wohnte bis 1938 in dem von ihm 1906 erworbenen Haus mit Hofraum und angrenzender Wiese am Pappelweg Nr. 27. Am 1. April 1906 hatte er auch sein Gewerbe als Viehhändler angemeldet. Als Folge des „Gesetzes zur Zwangsarisierung“ in 1937 musste Albert G. sein Haus verkaufen. Zunächst verliert sich die Spur von Albert und Jetta Gottschalk. Spätestens nach der Reichspogromnacht müssen sie in das Zwangsaltersheim Buttenhausen bei Ulm, der vormaligen jüdischen Volksschule eingewiesen worden sein. Am 22.08.1942 sind beide mit Transport XIII/1 vom Stuttgarter Nordbahnhof aus mit 1076 anderen Juden nach Theresienstadt deportiert worden. Nur 49 davon haben überlebt. Albert G. starb schon am 3. Okt. 1942 angeblich an „Enteritis“, seine Frau Jetta am 19. Juni 1944 in Theresienstadt. Tochter Martha Gottschalk, gelernte Krankenschwester, floh nach Südafrika, wohin ihr Cousin Simon Gottschalk schon um 1930 ausgewandert war und ihr Onkel Moritz Gottschalk aus Pingsdorf/Brühl, geb. 1865 in Bauchem, 1939 geflohen war.

Die Stolpersteine liegen wenige Meter entfernt in der Straße „An der alten Schule“! 


Sittarder Str. 68


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Alex Baum wurde am 10. Nov. 1938 nach der Pogromnacht zusammen mit seiner Frau Carolina Gottschalk, geb. Marx, und der Tochter Regina zunächst im sogenannte „Judenlager“ in Aachen Grüner Weg und dann im Januar 1942 im Jüdische Altersheim Horst-Wessel-Str. 87 (Kalverbenden 87) interniert. Von dort deportierte man sie über Düsseldorf mit Transport VII/2 am 25. Juli 1942 nach Theresienstadt. Ihre Registrierungs-nummern im Transport waren 9 u. 11. Alex B. starb am 30.03.1944 in Theresienstadt. Seine Frau Carolina/Lina wurde mit Transport Dz 2268 am 15. Mai 1944 mit 2500 weiteren Häftlingen ins KZ Auschwitz-Birkenau transportiert, wo sie am darauffolgenden Tag ermordet wurde; nur 134 von ihnen überlebten. Regina Baum wurde am 15.6.1942 von Aachen ins Ghetto Izbica in Polen deportiert und später weiter nach Auschwitz. Ihre Todeserklärung von 1954 des Amtsgerichts Geilenkirchen lautet auf den 31. Dez. 1945. Ludwig Baum flüchtete nach Palästina, nannte sich fortan Yehuda Baum und fiel dort 1948 im palästinensischen Befreiungskrieg. Berthold Baum, der an der RWTH Aachen Chemie studierte, floh 1937 nach Bolivien und lebte später mit seiner Frau in Guayaquil/Ecuador.

Die Stolpersteine müssten eigentlich an der Sittarder Str. liegen, 15 m von der Straßenecke Richtung in Gillrath!