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Abitur 2011

Rede des Schulleiters, Herrn LGED Böken, zur Abiturfeier 2011 am 01.07.2011

Liebe Abiturientinnen und Abiturienten,
liebe Eltern, Großeltern, Verwandte und Freunde,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
verehrte Gäste,

„Wir beginnen mit einer sehr progressiven Ballade“, das waren die Worte von Herrn Beisner, als wir Anfang der Woche über die Programmfolge für die heutige Feier gesprochen haben. Ich denke, dass Euch das jedenfalls schon einmal voll gelungen ist! Herzlichen Dank an unsere Band „Trifource“!

„20 Jahre Anita-Lichtenstein-Gesamtschule“, das war das Motto, unter dem im nun endenden Schuljahr eine ganze Reihe von interessanten Veranstaltungen und Projekten gestanden hat. Noch vor uns liegt die Studienfahrt des kompletten 9. Jahrgangs zum ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz sowie die diesjährige Projektwoche mit großem Schulfest, zu dem ich Euch und Sie alle schon jetzt herzlich einladen möchte. Einen Teil dieser 20 Jahre habt Ihr/haben Sie, unsere diesjährigen Abiturientinnen und Abiturienten mitgeprägt, ein sehr großer Teil von Ihnen immerhin mit neun Jahren fast die Hälfte dieser gefeierten Zeitspanne. Ich meine, dass wir alle gemeinsam wirklich stolz sein können auf das, was wir erreicht haben. Dass diese Schule, die auch einen großen Teil Eurer bisherigen Lebens­geschichte darstellt, mittlerweile einen festen und sehr guten Namen in Nah und Fern hat, ist zum Teil auch Euer bzw. Ihr Verdienst.

Dass dieses Verdienst auch durch die Anwesenheit des ersten Bürgers unserer Stadt entsprechende Würdigung erfährt, ehrt Sie und uns besonders. Ich freue mich, Herrn Bürgermeister Fiedler heute hier begrüßen zu dürfen. Ebenso freue ich mich, einen langjährigen Weggefährten dieser Schule, Herrn Bürgermeister a.D. Beemelmanns in unseren Reihen willkommen heißen zu können. Darüber hinaus begrüße ich die Vertreter aus Politik, Rat und Verwaltung sowie der Kirchen. Besonders freue ich mich über die Anwesenheit meiner Kollegen  Herrn Hoppe-Leifgen von der Realschule Gangelt sowie Herrn Wagner von der Realschule Heinsberg. Sie können heute einige ihrer Schülerinnen und Schüler, die sie vor drei Jahren entlassen konnten, erneut mit verabschieden. Herr Pauli von der Realschule Geilenkirchen ist leider aus persönlichen Gründen verhindert.

Mit dem heutigen Tag erleben wir insofern eine Premiere, als dass wir erstmalig nach der Integration des ehemaligen Eichendorff-Kollegs die Abiturientinnen und Abiturienten aus den Abteilungen III und IV in einer gemeinsamen Feierstunde entlassen.

 

„Abi im Wunderland – wir wundern uns immer noch“ so lautete das Motto, das sich die diesjährige Abiturientia der Abteilung III selbst gewählt hatte. Einerseits ist dieses Motto ein sehr großes Kompliment für die Schule, die für viele Jahre Ihre und Eure bildungstechnische Heimat war, andererseits scheint das Motto die erbrachte Leistung in Zweifel zu ziehen. Sollte es so gemeint sein, dann fände ich es in diesem Teilaspekt vollkommen unangebracht, denn …

… auch in diesem Jahr blicken wir wieder auf Resultate in den zentralen Abitur­prüfungen, die sich wirklich sehen lassen können, wie wir in wenigen Minuten im Einzelnen sehen und hören werden. Darüber freue ich mich als Lehrer, der diese Schule seit ihrer Stunde Null mit aufgebaut hat, als Kurslehrer, der Teile des nun zu verabschiedenden Jahrgangs in die großen inneren Geheimnisse der mathematischen Wissenschaften einzuführen versucht hat (man beachte die Formulierung!), aber auch ganz besonders als Schulleiter, der in dieser Funktion nunmehr auf sein erstes Jahr zurückschauen kann. Ich bin stolz auf die von Euch bzw. Ihnen erbrachten Resultate. Dabei weiß ich um die Unterstützung, die mein Kollegium in den Jahren des gemeinsamen Weges zu geben versucht hat. In dieser besonderen Betreuung auf dem Weg durch die Schulzeit liegt die besondere Stärke unserer Schule. Das Ziel nicht aus den Augen verlierend, geben wir dem einzelnen Schüler(innen)-Individuum den Raum, der für eine möglichst freie Entfaltung der persönlichen Talente erforderlich ist. Dass diese Geschichte eine Erfolgsgeschichte war und ist, wird durch die Ergebnisse, die wir heute feiern können, wieder eindrucksvoll bestätigt.

An dieser Stelle gilt mein Dank meinen Kolleginnen und Kollegen für den unermüdlichen Einsatz in den Jahren, besonderer Dank denen, die als Klassenlehrer(innen) den Weg durch die Sekundarstufe I bzw. als Tutoren die letzten drei Jahre intensiv begleitet haben; zu nennen wären Frau Friedrichs, Frau Voßkämper, Herr Dr. Kerkhoff, Herr Dr. Cüpper und Herr Dr. Evertz!

Großer Dank auch denen, die als Steuerleute Euren Kurs durch die Schulzeit gesichert haben, den Abteilungsleitern Herrn Schlößer, Herrn Gaab, meinem Amtsvorgänger und Gründungsschulleiter, Herrn Braun, und besonders in den letzten drei Jahren Herrn Beisner mit der Koordinatorin Frau Tischer an seiner Seite. Den beiden Letztgenannten sowie den beiden Tutoren Frau Friedrichs und Herrn Dr. Evertz gilt meine besondere Anerkennung für die wieder einmal höchst professionelle Vorbereitung und Durchführung des Abitur­verfahrens. Ich sage hier unverblümt und in aller Deutlichkeit: Das Abiturverfahren kann nicht besser vorbereitet und durchgeführt werden; Eure bzw. Ihre Schullaufbahnen waren stets in den allerbesten Händen! Lieber Guido, wenn ich an Deine Reaktion auf die kleinen Unebenheiten im schriftlichen Mathematikabitur denke, dann weiß ich genau, dass Du, wir alle und ganz besonders unsere Prüflinge sehr starke Nerven gebraucht haben. Wenn man immer wieder von Qualitätsanalyse in Schulen hört, dann sollte doch vielleicht auch an anderer Stelle einmal eine solche Qualitätsanalyse durchgeführt werden. Aber immerhin wissen wir nun, dass es auch an höherer Stelle bemerkt wurde, dass „Abiturnoten entscheidend für …(den)… späteren Berufsweg sind.“

Es sei mir daher kurz die Nennung von einigen, wie wir meinen, eindrucksvollen Fakten gestattet. Mit 77 Abiturientinnen und Abiturienten in Abteilung III entlassen wir mehr Absolventen, als je zuvor! Von den über 230 Abiturklausuren mussten nach der Zweitkorrektur ganze vier Abweichungsprüfungen angesetzt werden. An keiner Stelle war eine Drittkorrektur erforderlich. Dies belegt m.E. sehr eindrucksvoll, dass alle Schülerinnen und Schüler vor den Prüfungen äußerst realistisch eingestuft und alle Klausuren höchst objektiv korrigiert wurden. Obwohl mehr denn je Abiturientinnen und Abiturienten heute ihre Zeugnisse erhalten, hat es mit einer Zahl von 22 weniger denn je freiwillige mündliche Prüfungen bzw. Bestehensprüfungen gegeben! Der Gesamtschnitt der Abiturendnoten beträgt etwa 2,78, vier Abiturzeugnisse weisen eine Endnote mit einer „1“ vor dem Komma aus, unser diesjähriges Spitzenabitur hat eine Endnote von 1,4!

Etwa 30% der heute mit einem Zeugnis der allgemeinen Hochschulreife zur Entlassung anstehenden jungen Damen und Herren aus Abteilung III erhalten diesen Abschluss, obwohl dies die damalige Projektion in Form der Grundschulempfehlung in keiner Form vorausgesagt hat. Jeder möge sich über die Bedeutung insbesondere der letzten Aussage sein eigenes Urteil bilden!

Das diesjährige Abitur ist wieder einmal ein in allen Teilen gelungenes Gemeinschaftsprojekt des ALG-Teams, auf das insbesondere Sie, liebe Abiturientinnen und Abiturienten, aber auch die Sie betreuenden Kolleginnen und Kollegen, allen voran Ihr Tutorenduo sowie das Team Beisner/Tischer, und auch Ihre Eltern wirklich stolz sein können und sollen.

Ich weiß mich mit Ihnen und Euch allen einig, wenn ich heute auch Herrn Gaab als demjenigen, der sehr viele unserer heutigen Absolventen in der zweiten Hälfte der Sekundarstufe I und im Übergang in die Sekundarstufe II mit viel Herzblut begleitet hat, die herzlichsten Genesungs­wünsche, verbunden mit großem Dank für die geleistete Arbeit und allen guten Wünschen für den nun bereits angetretenen Ruhestand ausspreche.

Mit besonderer Hochachtung schauen wir auf die diesjährigen Absolventen des „Sonderlehrgangs“ (ich mag diesen Begriff eigentlich gar nicht!), die gezeigt haben, dass Sie erfolgreich in der Lage sind, in einem vielleicht noch fremden Land Fuß fassen zu können. Seit der Aufnahme des bisherigen Eichendorff-Kollegs als Abteilung IV unserer Anita-Lichtenstein-Gesamtschule im Januar 2010 habe ich mir selbst schon oft die Frage gestellt, ob ich eine vergleichbare Situation in Ihrem Alter in einem für mich fremden Land in dieser Weise hätte meistern können. Seien Sie versichert, dass Sie für das von Ihnen Geleistete unseren Respekt und unsere Hochachtung haben. Im Namen des Kollegiums unserer Schule beglückwünsche ich Sie zu dem erreichten Abschluss. Den Kolleginnen und Kollegen, die Sie in Ihrer Kollegzeit betreut haben, allen voran Ihrer Klassenlehrerin Frau Dr. Krümmel-Seltier sowie dem zuständigen Abteilungsleiter Herrn Peinkofer meinen herzlichen Dank für die vorbildliche Betreuung und Begleitung.

Vor wenigen Jahren haben Sie Ihren schulischen Weg in Deutschland am Standort Loherhof begonnen. Sie haben die Aufnahme des Kollegs als Abteilung IV unserer Schule sowie den Umzug an den neuen Standort miterlebt, Ihr Zeugnis erhalten Sie nun unter dem Namen „Anita-Lichtenstein-Gesamtschule“. Wir hoffen, dass Sie, auch wenn Ihre Zeit unter dem Dach der Anita-Lichtenstein-Gesamtschule recht kurz war, mehr mitnehmen, als den bloßen Namen unserer Schule auf Ihren Zeugnissen. Für uns war und ist dieser Name stets Programm und Auftrag, auch im Alltag aktiv dazu beizutragen, dass es keine Diskriminierung von Minderheiten geben darf. Ich würde mich freuen, wenn Sie ein klein wenig von diesem Impetus mit auf Ihren weiteren Lebensweg nähmen.

Im Zuge des immer weiter zusammenwachsenden Europas wird Ihre Erfahrung in zwei Kulturen von immenser Bedeutung werden, was ich vor einigen Wochen bei einem Besuch bei einigen europäischen Institutionen in Brüssel in aller Deutlichkeit erfahren habe. Nutzen Sie die Kompetenzen, die Sie Anderen voraus haben. Ich glaube, dass hier für Sie eine enorme Chance verborgen ist.

Liebe Abiturientinnen und Abiturienten aus beiden Abteilungen, Sie alle haben mit dem Zeugnis, welches Sie heute erhalten, eine wichtige Etappe in Ihrem Leben genommen. Sie haben allen Grund zum Feiern und sollten das auch ausgiebig tun, woran ich aber auch nicht zweifle. Aber behalten Sie im Auge, dass das Zeugnis, welches Ihnen heute überreicht wird, keinen Endpunkt darstellt; es ist vielmehr ein Schlüssel, der Ihnen eine solide Planung Ihrer individuellen Zukunft ermöglicht, was Sie durch die Wahl des Mottos für Ihren Abschlussgottesdienst ja auch selbst zum Ausdruck gebracht haben. Ihnen stehen nunmehr Türen offen, aber gehen und eventuell weitere Stufen zurücklegen, um die Türen auch durchschreiten zu können, müssen Sie alle selbst. Wir haben versucht, Ihnen das notwendige Rüstzeug mit auf den Weg zu geben. Dabei haben wir immer bedacht, nicht nur die kognitive Ebene zu berücksichtigen. Der Name unserer Schule ist Programm; Sie sind, so hoffen wir, in den Jahren Ihrer Schulzeit zu toleranten jungen Menschen herangewachsen, die den Geist unserer Schule auch im weiteren Lebensweg beherzigen werden. Denken Sie aber bitte stets daran, dass Sie diesen weiteren Weg noch so gründlich planen können, die Regie aber letztlich in anderen Händen liegt. Ich weiß, dass wir uns diesbezüglich verstehen, was dadurch untermauert wird, dass der heutige Nachmittag traditionsgemäß durch einen Gottesdienst begonnen wurde.

Dass der Geist unserer Schule von diesem 13. Jahrgang in besonderer Weise verinnerlicht worden ist, ist gerade in den letzten Wochen m.E. eindrucksvoll bestätigt worden. Der Jahrgang hat in einer einzigartigen Blutspendeaktion unsere Sammelaktion für das im Februar abgebrannte Waisenheim im estnischen Haapsalu mit einem Betrag von mehr als 300 Euro unterstützt. Als Schulleiter und auch als Gründungsvorsitzender des Partner­schaftsvereins möchte ich Euch und Ihnen allen an dieser Stelle dafür herzlich danken!

Aber auch der „etwas andere Abschlussstreich“ hat m.E. sehr deutlich gezeigt, dass dieser Jahrgang ein besonderer ist. Höchst kreativ wurden auch die übrigen Jahrgänge einbezogen, sogar ein Stück im Stile von „Schillerstraße“ wurde auf die Beine, nein auf die Bühne gestellt. Euer Abschlussstreich hat in deutlicher Sprache das besondere Verhältnis untereinander aber auch zwischen Euch und Euren Lehrerinnen und Lehrern deutlich gemacht. Das genau ist das, was diese Schule immer ausgemacht hat, das ist das, worauf wir alle gemeinsam stolz sein dürfen! Für die tolle Inszenierung des 14. und 15. April an dieser Stelle meinen herzlichen Dank an die komplette Jahrgangsstufe!

Dass Sie alle in eine spannende Zukunft aufbrechen, wird niemand bezweifeln. Die weitere Einigung innerhalb der europäischen Grenzen, das immer weitere Zusammenwachsen über alle bisherigen Grenzen hinweg, ist so atemberaubend, dass eine konkrete Prognose über die nächsten Jahre wohl reine Spekulation wäre. Wenn ich versuche, mich in die Zeit meiner eigenen Abiturfeier zurück zu denken und zu summieren, wie atemberaubend sich seitdem die europäische Landkarte verändert hat, dann hätte ich wohl jeden einen Träumer genannt, der mir seinerzeit im Sommer 1976 die politische Entwicklung der kommenden Jahre vorausgesagt hätte. Sie haben interessante und spannende Abenteuer vor sich! Lassen Sie sich auf diese ein, vertrauen Sie aber dabei immer Ihrem Verstand und bzw. oder Ihrem Gefühl. Ich möchte Ihnen die Worte des Schriftstellers Burkhard Nadolny mit auf Ihren Weg geben, die er selbst seinem Sohn, dem Schriftsteller Sten Nadolny widmete: „Wenn dir die Zuversicht ausgeht, erfinde sie, mehr noch, vertrau auf den Erfindungsreichtum des Lebens selbst, er übersteigt deinen eigenen um ein Vielfaches.“

Wenn Sie in den weiteren Jahren Ihrer beruflichen und familiären Entwicklung den Weg wieder zurück zu uns finden, dann seien Sie gewiss, dass unsere Türen weit offen sind. Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie uns an Ihren weiteren Wegen ein wenig teilhaben ließen. Für die Schulgemeinde der Anita-Lichtenstein-Gesamtschule gratuliere ich Ihnen zu Ihrem heute dokumentierten Abschluss und wünsche Ihnen für die Zukunft alles erdenklich Gute, vor allem Frieden, Zu­frie­den­heit, Glück und Gesundheit.

Im englischen Sprachraum benutzt man in solchen Situationen die Formulierung: „Long way to go!“

In diesem Sinne meinen herzlichen Glückwunsch für das Erreichte und alles Gute für Ihre weitere Zukunft!

Ich danke allen, die sich in die Vorbereitung dieser Feier und des vorangegangenen Gottesdienstes eingebracht haben. Ihnen und Euch allen herzlichen Dank für Ihre und Eure Aufmerksamkeit!