Gedächtnisprotokoll der Rede des Sprechers der Initiative Erinnern, Herrn Hans Bruckschen, vom 09.11.2023:
(Ausschärfende Ergänzungen sind durch "[]" markiert!)
Ich beginne heute untypisch mit dem Auszug eines Zitats unseres Verteidigungsministers, Herrn Pistorius: „Wir müssen kriegstüchtig werden!“
Ich persönlich finde, in einer Welt, die so aus den Angel geraten ist, müssen Demokratien sich und ihre Freunde verteidigen können. Leider hebt dieses sehr verkürzte Zitat nicht die eigentliche Stärke von Demokratien hervor.
Eine Gesellschaft auf dem Boden des Grundgesetzes!
Wenn ich sehe, was sich rechts und links an den Rändern unserer politischen Landschaft regt und seine Umfrageergebnisse vorauswirft, [wenn ich die Höckes und Wagenknechts höre, wenn ich bemerke, wie auch die vermeintliche Mitte der Gesellschaft erodiert], oder die Radikalen wahrnehme, die den Konflikt im Nahen Osten für sich instrumentalisieren, dann müssen wir einen viel wichtigeren Schritt vollziehen, als kriegstüchtig zu sein: Wir müssen gesellschaftstüchtig werden!
Was bedeutet dieser unübliche Begriff, vielleicht sogar als Neologismus in der heutigen Zeit zu verstehen?
Eine Gesellschaft muss die Sorgen, Nöte, Ängste und Bedürfnisse ihrer einzelnen Teile erkennen und berücksichtigen. Allem voran müssen wir aber unsere [humanistischen und] demokratischen Grundwerte stellen und denen die Grenzen aufzeigen, die unsere demokratischen Grenzen mit Gewalt einreißen wollen.
Die Gesellschaft ist immer nur so tüchtig, so wehrhaft und so bunt, wie ihre einzelnen Bestandteile.
Die oberste Anstrengung muss es also sein, diese Gesellschaft wieder zusammenzuführen.
Eine verbundene Gesellschaft kann als Freund an der Seite Israels stehen. Es genügt aber nicht die markigen Phrasen der letzten Wochen zu beschwören, als Antwort auf die Sonnenalleen unseres Landes:
„Staatsräson“ und „Nie wieder ist jetzt“.
Diese Worte zeigen, dass das Label stimmt, aber der gesellschaftliche Inhalt nicht. Wir bräuchten Sie nicht, wenn das, was sie aussagen, der Lerneffekt aus über 85 Jahren Geschichte gewesen wären.
Wir müssen die Leute also da abholen, wo sie stehen, mit lebendiger Geschichte und Erinnerung. Das Projekt, was wir eben bestaunen durften, ist ein riesen Schritt für die Stadt Geilenkirchen für die Region, es ist lebendig gewordene Geschichte [aus einem der dunkelsten Kapitel heraus]. Es ist ein Schritt, die Menschen an unsere Seite zu ziehen und an die Seite Israels.
An der Seite Israels zu stehen heißt nicht, dass wir nicht trotz großer Freundschaft und unverbrüchlicher Treue, die so oft beschworen wird, nicht trotzdem Kritik an unseren Freunden äußern dürfen.
Wahre Freunde stehen zusammen in der Krise, sie stärken sich, sie schützen sich. Aber sie geben sich auch die Perspektive, die dem jeweils anderen vielleicht im Moment fehlt. Nur dann kann ich, können Sie, können wir ein Freund sein, ein Freund für Israel.
Es gibt aber einen Unterschied zwischen berechtigter Kritik und der Instrumentalisierung vom Leid der Zivilisten auf beiden Seiten des Konflikts, der für schäbigen Antisemitismus verwendet wird.
[Antisemitismus, ein Schreckgespenst, das häufig für tot erklärt wird, aber immer wieder sein grausiges Gesicht zeigt.] Es zeigt uns, dass nicht nur bei Hitlers noch Licht brennt.
Unser Vizekanzler hat in einer beindruckenden wie klaren Rede deutlich gemacht, dass sich sowohl politische Lager in Deutschland als auch Gäste in unserem Land über eine Sache ganz klar sein müssen:
Wer das Existenzrecht Israels und der jüdischen Menschen negiert, muss die Antwort in voller Härte durch unseren Rechtsstaat erwarten. Ich würde mir wünschen, wir könnten diesen Menschen auch eine Antwort der Gesellschaft bieten!
Der Terrorakt vom 7. Oktober, der so viele Juden an einem einzigen Tag das Leben gekostet hat, wie seit dem Holocaust nicht mehr, der ein 9/11 für Israel markiert, [der geprägt war vom brutalen Abschlachten von Frauen, Kindern, Männern, alten und insbesondere jungen Menschen]. Dieser Akt der Barbarei ist mit nichts auf der Welt zu rechtfertigen.
Lassen Sie uns unser Licht vom 9. November in die Sonnenalleen unseres Landes tragen und auf die Plätze der Welt. Lassen Sie uns deutlich sagen, aus Terror erwächst nur neuer Terror und als Gesellschaft können wir diesen Kreislauf nur an der Seite unserer Freunde überwinden.
Ich danke Ihnen für das Kommen und stelle fest, Geilenkirchen ist gesellschaftstüchtig.