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Festakt „20 Jahre Anita-Lichtenstein-Gesamtschule“

Rede des Schulleiters, Herrn LGED Böken, zum Festakt "20 Jahre Anita-Lichtenstein-Gesamtschule" am 16.07.2011:

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Schülerinnen und Schüler,
liebe Eltern,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
verehrte Gäste,

noch vor 12 Stunden brummte hier der Bär, ein Riesen-Rock-Band-Festival ließ die Aula beben. Gleich zu Beginn ein Dank an das Team, das in Nachtarbeit die Voraussetzungen für diese Feier geschaffen hat, ganz besonderer Dank an meinen Kollegen Guido Beisner, der trotz der Nachtschicht auch jetzt wieder die Technik betreut.

Im Frühjahr las ich in einem Schreiben des Hermann-Gmeiner-Fonds das alte afrikanische Sprichwort, dass man ein ganzes Dorf braucht, um ein Kind zu erziehen. Ich freue mich, dass wir uns heute hier in unserer Dorfgemeinschaft versammelt haben, um gemeinsam eine Zeitspanne von 20 Jahren Revue passieren zu lassen. Diese, unsere Schule, feiert sich. Und wenn 20 Jahre der erfolgreichen Arbeit kein Grund zum Feiern sind, was dann?

Sie alle sind heute zu diesem Anlass zu uns gekommen und ehren damit die gesamte Schulgemeinde.

 

 

Ich begrüße…

…    den ersten Bürger der Stadt Geilenkirchen, Herrn Bürgermeister Thomas Fiedler;
…    die Schulaufsicht, vertreten durch unseren langjährigen Dezernenten, Herrn LRSD Bernward Gilles;
…    die Vertreter der Studienseminare bzw. Zentren für praktische Lehrerausbildung;
…    die Schulleitungskolleginnen und –kollegen aller Schulformen;
…    alle ehemaligen Kolleginnen und Kollegen sowie Schülerinnen und Schüler, allen voran unseren Gründungsschulleiter, Herrn LGED a.D. Klaus Braun;
…    alle aktiven Kolleginnen und Kollegen sowie Schülerinnen und Schüler;
…    die aktiven und ehemaligen Vertreter aus der Politik aus Bundes-, Landes- und Kreis- und Kommunalebene sowie die aktiven und ehemaligen Mitglieder der Kommunalverwaltung;
…    insbesondere Sie, Herr Krückel als MdL, sowie Sie, Herr Stadtdirektor a.D. Houben, die Sie dieses Amt zum Zeitpunkt der Gründung dieser Schule inne hatten, sowie Sie, Herr Nießen, der Sie zum Zeitpunkt der Schulgründung das Schulverwaltungsamt der Stadt Geilenkirchen leiteten;
…    die Vertreter der Kirchen;
…    die Mitglieder der Eltern- und Schülervertretung;
…    die Vertreter des Fördervereins;
…    alle Freundinnen und Freunde unserer Schule;
…    Sie alle, wie Sie uns hier und heute durch Ihre Anwesenheit ehren.

 

Ein ganz besonderer Gruß gilt Ihnen, sehr verehrte Frau Goertz, die Sie als gute Freundin unserer Namensgeberin oft und gern gesehener Gast unserer Schule sind. Im Namen der Schulgemeinde danke ich Ihnen auch hier und heute dafür, dass Sie uns nach dem Konzert zum Gedenktag zur Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz im Januar dieses Jahres die Puppe, die Ihnen die kleine Anita Lichtenstein zum Zeitpunkt ihrer Deportation zur Aufbewahrung gegeben hat, auf Dauer zur Verfügung gestellt haben. Diese Puppe ist für uns alle das sichtbare Zeichen einer emotionalen Verbindung die zwischen Ihnen und unserer Namensgeberin nunmehr fast 70 Jahre besteht. Es hat alle Teilnehmer des Zeitzeugengespräches im März sehr beeindruckt, als Sie bei der Übergabe der Puppe gesagt haben, dass Sie nun mit dieser Dauerleihgabe Ihr Versprechen aus dem Jahre 1942 wahr gemacht haben, dass Sie die Puppe auf diese Weise Anita zurückgegeben haben. Anitas Puppe ist aus Anlass unseres Jubiläums sowohl Motiv einer Sonderbriefmarke, als auch eines Sonderstempels der Deutschen Post AG. Beides, sowie ein Gedenkblatt und eine Motivpostkarte sind Initiativen unseres Haus- und Hof-Philatelisten, meines Kollegen Ronny Hennings. Lieber Ronny, unseren herzlichen Dank für Idee und Realisierung sowie Deine Bemühungen sogar ein offizielles Sonderpostamt heute hier in der Schule zu haben!

Wir alle schauen heute auf 20 Jahre Anita-Lichtenstein-Gesamtschule zurück, und wir schauen gerne zurück. Als im Jahre 1990 der Rat der Stadt Geilenkirchen den Beschluss gefasst hat, eine vierzügige Gesamtschule zu gründen, war dieser Beschluss alles andere als einfach und populär. Immerhin wurde dieser Beschluss durch einen Rat gefasst, der mit absoluter konservativer Mehrheit besetzt war. Es war somit auch gegenüber der Bevölkerung der Stadt Geilenkirchen politisch ein äußerst mutiges Unterfangen. Dennoch folgte der damalige Rat dem Wunsch einer höchst engagierten Elterninitiative, die dann auch das Fundament des späteren Fördervereins bildete, ohne den diese Schule an sehr sehr vielen Stellen um Einiges ärmer wäre. Die damals erforderlichen 112 Anmeldungen wurden erreicht, die Gesamtschule Geilenkirchen konnte am 02.09.1991 an den Start gehen. Wenn ich an dieser Stelle die Eheleute Ortenstein und Sontopski sowie Sie, verehrte Eheleute Bourceau ausdrücklich willkommen heiße, so soll das nicht die Arbeit all´ der anderen Eltern schmälern, sondern nur Ihre besondere Bedeutung für die Gründung und den Aufbau dieser Schule herausstellen.

Der damals beschließende Rat stand uns trotz des positiven Gründungsbeschlusses keinesfalls nur positiv gegenüber. Umso mehr haben wir uns im Laufe der Jahre des Schulaufbaus gefreut zu sehen, dass der Grad der Identifikation auch von Rat und Verwaltung mit unserer Schule stetig gewachsen ist.

Im September 1991 ging also ein höchst motiviertes Kollegium bestehend aus 11 Personen mit einer Menge visionärer Gedanken an den Start, und es wurde versucht, diese in den ersten Aufbaujahren der Schule mehr und mehr Realität werden zu lassen. Leider können nicht alle Angehörigen unserer Zunft eine Schule aufbauend mitprägen, das Fähnlein der 11 hatte diese Chance!

Die Namensgebung unserer Schule in den Jahren 1993/1994 war ein prägender Meilenstein in der noch jungen Schulgeschichte. Mit dem Namen „Anita Lichtenstein“ übernahm die noch sehr junge Schule eine große Verantwortung, die nachwachsenden Generationen unserer Region auf Dauer an das ungeheuerliche Unrecht zu erinnern, welches im letzten Jahrhundert im deutschen Namen geschehen ist. Gerne denke ich an die Unterstützung des mittlerweile verstorbenen Ehrenratsherrn Hermann Wassen zurück. Der Schulform Gesamtschule stand er zwar sehr skeptisch gegenüber, die Namensgebung aber wollte er in jeglicher Hinsicht unterstützen. Und ich weiß, dass sich mein Amtsvorgänger gerne an die vielen sehr persönlichen Treffen mit Hermann Wassen erinnert. Dabei bin ich der festen Überzeugung, dass auch Hermann Wassen, hätte er die Entwicklung dieser Schule nur länger begleiten können, seine Skepsis gegenüber unserer Schulform ebenso, wie auch viele andere Personen des kommunalpolitischen Lebens abgelegt hätte.

Mit der Namensgebung ist es der Stadt Geilenkirchen und der Schulgemeinde schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt gelungen, einem ermordeten Geilenkirchener Mädchen, welchem zu Lebzeiten jeglicher Schulbesuch verweigert worden war, die Heimkehr in die Heimatstadt posthum zu ermöglichen. Die Namensgebung hat diese Schule schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt programmatisch prägen können, regelmäßige Besuche auf dem jüdischen Friedhof in Geilenkirchen in Erinnerung an die Pogromnacht 1938 wurden schon sehr früh fester Bestandteil der pädagogischen Arbeit unserer Schule. Die Errichtung des Gedenksteins für die Familie Lichtenstein auf dem jüdischen Friedhof im Jahre 1998 setzte diese Intention konsequent fort. Lieber Klaus, ich erinnere mich noch sehr gut, mit welchem Herzblut Du das Gedenksteinprojekt vorangetrieben hast und Deinen Bekannten, den Künstler Ernst Brockschnieder von der Idee begeistert hast. Schließlich haben wir in konsequenter Fortsetzung dieser Arbeit vor wenigen Tagen eine Gedenktafel für die Familie Lichtenstein am ehemaligen Wohnhaus in der Martin-Heyden-Straße anbringen lassen können. Hierfür danke ich Ihnen, sehr verehrter Herr Thelen nochmals sehr herzlich für Ihre Unterstützung. Seien Sie uns heute herzlich willkommen! An dieser Stelle möchte ich auch Sie, liebe Frau Staatssekretärin a.D. Christa Nickels nebst Gatten herzlich willkommen heißen. Sie haben unsere „Werkstatt des Erinnerns“ von Beginn an unterstützt; seien Sie auch weiterhin unserer Unterstützung für Ihr Stolperstein-Projekt sicher. Auch weitere Projekte unserer „Werkstatt des Erinnerns“ sind in Planung. Sie, sehr verehrter Herr Nickels, sind unserer Schule über ein anderes Projekt seit vielen Jahren eng verbunden; die Franziskusheim gGmbH, über viele Jahre Ihre Wirkungsstätte, ist unser Kooperationspartner für eine beispielhafte und bereits mit mehreren Preisen ausgezeichnete Arbeitsgemeinschaft, die das Altenheim als Lernort entdeckt hat, an dem man neben kognitiven eine ganze Reihe von affektiven Lernzielen erreichen und sehr wichtige soziale Kompetenzen erlernen kann. Ich begrüße mit Herrn Ohnesorg den Leiter des Franziskusheimes heute sehr herzlich.

Alle diese Zeichen zeigen unseren Schülerinnen und Schülern, aber auch dem Schulumfeld, dass die damalige Namens¬gebung unserer Schule nicht ein bloßes Etikett war, sondern die Entwicklung der Schule programmatisch getragen hat und weiter tragen wird. Wesentliche Elemente des Schulprogramms ergeben sich als didaktisch-logische Fortsetzung der Namensgebung und dies beschränkt sich bei weitem nicht nur auf den Lernbereich Gesellschaftslehre. Dass sich diese konsequente Auseinandersetzung mit dem unendlichen Leid, welches unter deutschem Namen unzähligen jüdischen Mitbürgern und anderen Minderheiten angetan wurde, in immer neuen Projekten unserer Schule wiederfindet, zeigt der in den vergangenen Tagen durchgeführte Besuch des Vernichtungslagers Auschwitz sowie des Oskar-Schindler-Museums in Krakau mit der kompletten 9. Jahrgangsstufe. Dieser Besuch hat bei den Schülerinnen und Schülern sowie den begleitenden Kolleginnen und Kollegen sehr tief gehende Eindrücke hinterlassen. Schon jetzt möchte ich Sie alle einladen, die Exponate auch dieses Projekts im Rahmen des heutigen Schulfestes anzuschauen und sich mit den Teilnehmern der Projektgruppe zu unterhalten. Für mich war es ein sehr tief gehendes Erlebnis, dem fast 94-jährigen Wilhelm Brasse über zwei Stunden zuzuhören, der als junger Mann wegen des Versuches aus Polen vor den NS-Schergen zu fliehen 1941 in das KZ Auschwitz verbracht wurde und dort nach einigen Monaten wegen seiner Fotografenausbildung bis zur Befreiung 1945 als Lagerfotograf eingesetzt wurde. Es stimmt sehr optimistisch für die Zukunft, dass unsere Schülerinnen und Schüler diesem Mann förmlich an den Lippen geklebt haben; hier wurde mehr als deutlich, dass unserer 9. Jahrgang das, was der Name unserer Schule  uns allen aufgegeben hat, wirklich verinnerlicht hat. Den Kolleginnen und Kollegen, die dieses Mammutprojekt initiiert, geplant und maßgeblich betreut haben, sei auch an dieser Stelle mein ausdrücklicher Dank gesagt, Dank als Schulleiter, dass unsere Schülerinnen und Schüler das erleben durften, dank aber auch ganz persönlich, dass ich selbst das erfahren durfte. Explizit nennen möchte ich hier die Kollegen Daniel Bani-Shoraka, Stefan Holl und Adalbert Wolynski, die viele viele Stunden in diese wertvolle Erfahrung investiert haben. Danken möchte ich aber auch der Stiftung „Erinnern ermöglichen“, die uns diesen eindrucksvollen Besuch maßgeblich gefördert hat. Wenn ich mir nun vorstelle, dass dieser Besuch fortan als fester Bestandteil des Schulprogramms für die 9. Jahrgangsstufe vorgesehen wird, dann macht dies sehr deutlich, dass wir den mit der Namensgebung unserer Schule verbundenen Auftrag sehr ernst nehmen. Wissend, dass ihn meine Worte jetzt nicht direkt erreichen, möchte ich dennoch auch von hier aus Herrn Wilhelm Brasse nochmals für seine Gesprächbereitschaft danken. Die sehr sehr persönliche Begegnung mit ihm war für uns alle eine Erfahrung, die wir nicht missen wollen. Die Schülerinnen und Schüler, aber auch die begleitenden Kolleginnen und Kollegen, die vor wenigen Tagen an der Auschwitz-Fahrt teilgenommen haben, haben in den drei Tagen vor Ort mehr gelernt und erfahren, als in mehreren Wochen in der Schule und in Herrn Brasse einen wirklichen Freund und wahrhaften Europäer gefunden!

An dieser Stelle möchte ich Ihnen allen die Grüße des Präsidenten der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, Herrn Reinhold Robbe, übermitteln, der leider aus privaten Gründen heute nicht bei uns sein kann. Er hat uns allerdings eine Grußadresse zukommen lassen, aus der ich kurz zitieren möchte:

„Ich darf Ihnen im Namen des Präsidiums der Deutsch-Israelischen Gesellschaft aufrichtig Dank sagen für Ihre wunderbaren Projekte, die alle dazu in hervorragender Weise dienen, die Erinnerung an die von den Naziverbrechern ermordete (…) Anita Lichtenstein wach zu halten. Darüber hinaus unterstreichen Sie mit Ihren beispielhaften Projekten unsere spezielle deutsche Verantwortung für die Juden bei uns im Lande, aber besonders auch in Israel und in allen Teilen dieser Welt.“

Schauen wir in die Schulgeschichte, so muss als weiteres Etappenziel die Übernahme des Neubaus im Jahre 1995 benannt werden. Der damalige Leiter des städtischen Hochbauamtes meinte damals: „Es wird eine schöne Schule!“  Verehrter Herr Packbier, ich kann Ihnen im Namen der hier Tätigen und Lernenden sagen: Sie hatten recht! Seien Sie uns zum heutigen Festtag ganz herzlich willkommen! Der seinerzeitige Bürgermeister Franz Beemelmanns bemerkte in seiner damaligen Ansprache zur offiziellen Übernahme des neuen Schulgebäudes, dass unsere Schule mit den neuen Räumlichkeiten „die Voraussetzungen für einen optimalen Schulbetrieb“ bietet. Er hatte damit den Nagel auf den Kopf getroffen! Die in den Folgejahren stetig weiter gewachsene Akzeptanz unserer Schule zeigte dies deutlich, zugleich aber auch, dass wir diesem damals formulierten sehr hohen Anspruch auch gerecht geworden sind. Leider kann Herr Beemelmanns heute aus privaten Gründen nicht hier sein.

Weitere Meilensteine unserer noch jungen Schulgeschichte waren die erste Entlassung eines 10. Jahrgangs im Jahre 1997 und das erste Abitur im Jahre 2000. Dass mittlerweile einer unserer Fünftklässler aus dem Gründungsjahr 1991 und damit einer unserer ersten Abiturienten aus dem Jahre 2000 seit über einem Jahr Mitglied unseres Kollegiums ist, zeigt, dass sich der Kreis über die Jahre geschlossen hat.

Schauen wir auf die Ergebnisse der Abschlüsse, die in allen diesen Jahren von unseren Schülerinnen und Schülern erreicht wurden, so können wir uns über die gesamte Zeit der Schulgeschichte wirklich sehen lassen. Auch schon vor der objektivierteren Feststellung des Outputs durch die zentralen Prüfungen am Ende der 10. und 13. Jahrgangsstufen, haben wir deutlich gezeigt, dass Schülerinnen und Schüler auch dann einen soliden höheren Bildungsabschluss erreichen können, wenn die Grundschulprognose das ganz und gar nicht ausgedrückt hat. Und genau das ist das, was unsere Schulform auszeichnet! Wir holen die Kinder dort ab, wo sie sind, wir fördern Begabungen auch dann, wenn diese nicht in allen Bereichen gleichermaßen stark ausgeprägt sind oder sich erst später zeigen. Umso mehr freue ich mich, dass nun in wenigen Wochen endlich in Hückelhoven die vierte Gesamtschule im Kreis Heinsberg an den Start geht. Schon jetzt wünsche ich der neuen Gesamtschule Ratheim einen guten Start und eine erfolgreiche Arbeit!

Die fortschreitende Globalisierung ist auch unserer Schule nicht verborgen geblieben. Der Aufbau von Partnerschaften mit Israel und Estland waren wesentliche Elemente unserer Arbeit.

Ich wünsche mir für die kommenden Jahre viele Begegnungen mit unseren Freunden hier und in den Partnerländern Estland und Israel. Dass noch vor wenigen Tagen Bestrebungen im Gange waren, unsere israelische Partnerschule zu veräußern, was gegebenenfalls mit einer Schließung verbunden gewesen wäre, hat uns sehr traurig gemacht. Umso mehr haben wir uns Anfang Juni über die Nachricht aus Israel gefreut, dass es einen neuen Besitzer des Schulgeländes gibt und auch die Existenz als Schule gesichert ist. Die Partnerschaften mit Israel und Estland haben sehr persönliche Bindungen zwischen Kolleginnen und Kollegen sowie Schülerinnen und Schülern entstehen lassen, die unersetzliche Erfahrungen und letztlich eine praktische Erziehung zum Frieden darstellen.

Kommen wir zu einem weiteren markanten Datum in unserer Schulgeschichte. Mit dem Januar 2010 galt es, eine bisher autonome Schule, das „Kolleg für spät ausgesiedelte Abiturientinnen und Abiturienten“, besser bekannt als „Eichendorff-Kolleg“ als komplette neue Abteilung unserer Schule aufzunehmen. Es galt, zwei vollkommen unterschiedliche Systeme miteinander zu verschmelzen. Niemand wusste eigentlich so recht, was da auf uns zu kam, aber wir haben uns ebenso auf dieses Unterfangen eingelassen, wie auch die Kolleginnen und Kollegen sowie die Studierenden des ehemaligen Eichendorff-Kollegs. Die Integrationsarbeit ist sicherlich noch nicht abgeschlossen, aber ich meine, dass wir auf einem sehr guten Weg sind und auch schon das ein oder andere Etappenziel erreicht haben. So haben wir vor wenigen Tagen erstmalig in einer gemeinsamen Abiturfeier die Abiturientinnen und Abiturienten aus den Abteilungen III und IV entlassen.

Die geplante Integration des ehemaligen Eichendorff-Kollegs in unsere Schule bedeutete zugleich die erneute Beschäftigung mit dem Thema der Gebäudeerweiterung. Wir haben uns sehr gefreut, zu Beginn dieses Schuljahres den Erweiterungsbau mit sehr modern eingerichteten Klassenräumen und einem weiteren naturwissenschaftlichen Fachraum in Betrieb nehmen zu können. Zwar war die dort eingesetzte multimediale Tafelwelt für die ein oder andere Kollegin oder den ein oder anderen Kollegen ein wenig gewöhnungsbedürftig, aber mit und mit sind auch diese Gewöhnungsphasen beendet.

Schauen wir kurz nochmals auf das nun endende Schuljahr, so wäre neben der bereits erwähnten Erinnerungstafel am Haus der Familie Lichtenstein als besonders erwähnenswertes Projekt das nunmehr im Entstehen befindliche Tierhaus zu nennen. Wir hoffen, dass hier schon bald die leider noch immer ausquartierten Tiere einziehen können. Darüber hinaus freuen wir uns, dass wir vor wenigen Monaten die Genehmigung erhalten haben, den Beginn des WP-Unterrichts in seinen wesentlichen Komponenten wieder in die Jahrgangsstufe 7 zurückverlegen zu können. Damit werden wichtige Impulse der Steuergruppe der Schule in die Tat umgesetzt.

Auch dieses Schuljahr zeigt uns also, dass unsere Schule immer in Bewegung ist. Dies gilt im übertragenen Sinn, aber auch im wörtlichen, denn immerhin wurde das Kapital zum Bau des Tierhauses mit einem Betrag von über 13.000 Euro von der Schulgemeinde im Rahmen eines Sponsored Walk erlaufen! Damit haben wir eine Maßnahme neu aufgelegt, die schon vor etlichen Jahren die Anschaffung einer Kletterwand für die Sporthalle hier in Bauchem sowie die Unterstützung eines Kinder¬gartenbaus in Südwestafrika möglich gemacht hat. An dieser Stelle gilt es, allen am Bau des Tierhauses sowie der erforderlichen Planung in dessen Vorfeld direkt oder indirekt Beteiligten herzlich zu danken. Besonders zu nennen wären hier der Förderverein, der als Bauherr fungiert, die Kollegin Mohl-Lomb sowie Herr Wirtz aus der Elternschaft, die die Planung erstellt haben, die Firma Peters aus Gangelt, die die Erdarbeiten ausgeführt hat, die Bauunternehmung Sonntag aus Teveren, die uns bei den Betonierarbeiten unterstützt hat, der Kollege Dr. Evertz sowie unsere Hausmeister, die gewissermaßen die Bauleitung übernommen haben sowie die Stadt Geilenkirchen, die die erforderlichen Prüfungen und Genehmigungen unentgeltlich durchgeführt bzw. erteilt hat. Wegen mehrfach zu nehmender Planungshürden hat sich der Bau zwar ein wenig verzögert, so dass wir heute nicht zugleich die Einweihung des neuen Tierhauses feiern können, aber sehen wir es positiv: Dann haben wir auch im nächsten Schuljahr wieder einen Grund zu feiern!

Oft hört man die Frage, welche Schule denn eine gute Schule ist. Klarerweise möchte ich zunächst feststellen, dass unsere Schule selbstverständlich eine gute Schule ist. Dass unsere Schule eine gute Schule ist, war, ist und wird jedoch nicht nur das Werk weniger Einzelner sein. Hier spielen alle in diesem System wirkenden Personen eine entscheidende, ihre jeweils individuelle und eigene Rolle. Das Einbringen individueller Stärken und das Ermöglichen eines solchen Einbringens in die Schulentwicklung ist das, was gute Schule ausmacht. Und dass die hier tätigen Kolleginnen und Kollegen ein enormes Repertoir an Ressourcen und Stärken mitbringen, haben viele Projekte in den 20 Jahren, auf die wir heute zurückblicken, gezeigt. Dabei ist eine gute Schule sicher keine statische Größe; gut sein kann eine Schule nur dann, wenn sie zwar an wesentlichen Leitprinzipien ausgerichtet, immer offen bleibt für Veränderung. Dies ist m.E. eine Grundlage für das, was eine gute Schule ausmacht, wobei das Engagement der Kolleginnen und Kollegen eine sehr exponierte Rolle einnimmt.

Hier möchte ich eine kleine Episode erzählen, die sich im Februar dieses Jahres ereignet hat: Einer der durch die Integration des Eichendorff-Kollegs zu uns gestoßenen Kollegen sprach mich an und meinte, dass er, wenn er denn nochmals Vater werden sollte, sein Kind auf jeden Fall bei uns anmelden würde; er hätte nämlich noch an keiner Schule eine solch´ große Zahl von höchst engagierten Kolleginnen und Kollegen angetroffen. Treffender hätte man die Situation an unserer Schule nicht beschreiben können! Schauen wir, ob der Kollege seine Ankündigung im nun vor ihm liegenden Ruhestand umsetzen wird!

Unser ehemaliger Ministerpräsident Johannes Rau hat im Jahre 2000 als Bundespräsident auf dem ersten Kongress des Forums Bildung in Berlin gesagt:

„Die Schulen müssen

•    den Schülerinnen und Schülern Vertrauen entgegen bringen und ihnen Verantwortung übertragen,
•    sie müssen ihnen Mut zum Leben machen,
•    und sie dürfen den Kindern das Kindliche nicht austreiben.
•    Sie müssen die Teamarbeit fördern und den selbstbezogenen Einzelnen einbinden,
•    Sie müssen den Schülerinnen und Schülern die Chance geben, Umwege zu beschreiten und aus Fehlern zu lernen.
•    Sie müssen das fächerübergreifende Denken fördern
•    und den Umgang mit neuen Medien üben.
•    Und schließlich: Die Schulen müssen offen sein für das wirtschaftliche, soziale und kulturelle Umfeld, in dem sie arbeiten.

Ich wünsche mir, dass alle die Chance haben, eine solche Schule zu besuchen.“

Ich glaube, dass wir uns hier mit der in 20 Jahren geleisteten Arbeit sehen lassen können. Zugleich haben wir aber auch die Richtschnur für unsere Arbeit in den nächsten Jahren. Dabei wird ein Thema die Schulentwicklung der kommenden Jahre sicher dominieren, das der Inklusion, d.h. wir werden uns bemühen, integrative Wege zu finden, um behinderte Schülerinnen und Schüler zusammen mit anderen nicht behinderten Kindern zu beschulen. Der Landtag unseres Landes hat hierzu die gesetzlichen Regelungen zur Umsetzung der entsprechenden UN-Konventionen Ende des vergangenen Jahres verabschiedet.

Wir sind in 20 Jahren weit gekommen, und ich danke allen, die in diesen 20 Jahren und ganz aktuell in den letzten Tagen während der Projektwoche ihren Teil dazu beigetragen haben, dass diese Schule das ist, was sie ist; aber es gibt auch noch viel zu tun; packen wir es an!

Um mit den Worten des österreichischen Künstlers Friedensreich Hundertwasser zu sprechen: „Wenn man gemeinsam träumt, ist dies der Anfang einer neuen Wirklichkeit.“ In diesem Sinne wünsche ich uns allen hier noch viele gemeinsame Träume!

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!