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Abiturfeier 2009

Rede des Schulleiters zur Abiturfeier 2009

Meine sehr verehrten Damen und Herren …
… es ist – so denke ich – ein offenes Geheimnis, dass es viele Dinge gibt, die ich sehr viel lieber tue als hier vorne zu stehen und eine Rede zu halten. Das ist wahrlich nicht der Teil meines Geschäftes, der mich  besonders reizt. Warum beginne ich meine Rede gerade mit dieser Einlassung? Nun sehen wir dazu auf Ihre Situation am heutigen Abend: Mit Recht stolz auf die erbrachten Leistungen sitzen Sie heute hier in der Aula  der Anita-Lichtenstein-Gesamtschule, um den Lohn Ihrer Arbeit entgegen zu nehmen. Sicher werden Sie sich vieler schöner Dinge und Momente erinnern, die mit der Zeit hier an dieser Schule verbunden sind. Ich hoffe  und wünsche mir, dass Sie in den letzten Jahren meist fröhlich und erwartungsvoll hierher gekommen sind und nicht etwa mit Ängsten beladen. Aber natürlich gab es auch die Tage, an denen Klausuren angesetzt  waren. Tage, an denen man einen Vortrag halten oder eine Ausarbeitung abgeben musste. Tage mit Tests und mündlichen Prüfungen. Jede und jeder von Ihnen wird ein Fach gehabt haben, wo die Stunden einfach nicht enden wollten oder die Lehrerin/der Lehrer einem nicht in den Kram passte, so dass es immer wieder zu Konflikten kam.


Es sind aber eben diese Stunden, es sind eben die Prüfungen, die der Tatsache, dass Sie heute hier sitzen und ein Zeugnis entgegennehmen werden, den Wert verleihen. Ich bin fest davon überzeugt, dass ein Zeugnis, eine Urkunde, ein Diplom, das uns einfach so in den Schoß fallen würde, nicht annähernd den Wert für uns hätte wie das, was mit Mühe errungen wurde. Für das Erreichte spreche ich Ihnen meine besonderen Glückwünsche aus. Dass ich diese Glückwünsche aussprechen kann, dass ich die Freude mit Ihnen teilen kann und dass ich meinem Stolz auf die Leistungen unserer Schülerinnen und Schüler aber ebenso auf die Leistung meiner Kolleginnen und Kollegen Ausdruck verleihen kann, das genau ist der Grund, warum ich mich jedes Jahr aufs Neue überwinde und hier an dieses Mikrofon trete. So, der Anfang ist gemacht, die einleitenden Worte sind gesprochen! Wie in einer guten Prüfung gilt es jetzt, das Thema zu entfalten. Was liegt näher als im Jahr der Astronomie als Physiklehrer ein paar Analogien zu suchen?

So wie sich seit den Anfängen der Astronomie unser Erkenntnishorizont dank immer besserer Beobachtungsinstrumente stetig erweitert hat, so wird sich Ihr Erkenntnishorizont in den kommenden Jahren weiten. Es  erfüllt mich ein wenig mit Neid, wenn ich daran denke, was es für Sie in den kommenden Jahren alles Neues zu entdecken geben wird. Ich wünsche Ihnen für all` das Neue den stets wachen Blick und die notwendige  Neugier. Bleiben Sie nicht beim Althergebrachten stehen, sondern haben Sie den Mut, das Neue zu denken, kritische Fragen zu stellen. Wo wären wir denn heute, wenn nicht Forscher wie Galileo Galilei, Isaac Newton oder ein Albert Einstein - um nur ein paar ganz berühmte Namen zu nennen - den Mut gehabt hätten, mit Traditionen zu brechen? Richtig verstanden: Ich glaube und erwarte nicht, dass einer von Ihnen die  Naturwissenschaften in einer Weise revolutionieren wird, wie es diese Männer taten. Das ist aber auch gar nicht gefordert. Mir geht es darum, dass Sie an eben dem Platz, den Sie im Leben einnehmen werden,  erkennen, wo Veränderungen möglich und wünschenswert sind, um dann die nötigen Schritte zu tun.

Astronomie bedeutet auch, dass sich immer irgendetwas um irgendwen dreht. Dabei ist es sehr wohl möglich, verschiedene Drehbewegungen gleichzeitig auszuführen. So dreht sich unsere gute Mutter Erde nicht nur um sich selbst, sondern zusammen mit dem Mond um ein gemeinsames Drehzentrum. Außerdem dreht sich die Erde zusammen mit der Sonne um das Zentrum der riesigen Milchstraße. Je nach Schulkarriere war nun für einige Jahre die Anita-Lichtenstein-Gesamtschule – neben Familie, Freundeskreis, Vereinen etc. - ein Drehzentrum Ihres Lebens. Wie bei Satelliten, die in die Tiefen des Raumes geschickt werden, kann so eine Rotationsbewegung dem Zweck dienen, Schwung aufzunehmen. Dasselbe geschieht auch bei Wurfdisziplinen in der Leichtathletik. Anders als bei Satelliten oder Athleten lässt sich aber die weitere Bahn, auf der sie sich zukünftig bewegen, nur vage beschreiben.

Genau hier liegt aber doch der Reiz. Im 18. Jahrhundert gab es in der Physik die Rede vom Laplaceschen Dämon; gemeint war eben die Angst davor, dass, wenn man nur die Anfangsbedingungen eines Systems genau genug beschreibt, sein weiteres Verhalten in alle Ewigkeit voraussagbar sei. Wie furchtbar, wenn heute am Tag der Abiturfeier schon genau beschrieben werden könnte, was Ihnen die nächsten Jahrzehnte bringen werden. Nein, dann doch viel lieber das, was zu Beginn jeder Folge von Raumschiff Enterprise zu hören war: „Der Weltraum – unendliche Weiten…“
Um sich diesem „Wagnis des Lebens“ aber stellen zu können, um angstfrei in die Zukunft gehen zu können, ist es gut, wenn man – wie Captain Kirk – eine Mannschaft hat, auf die man sich verlassen kann. Dass Sie bis hierher gekommen sind, dass Sie den heutigen Erfolg feiern können, verdanken Sie gleich mehreren Mannschaften. Da sind die Eltern zu nennen, denen ich an dieser Stelle für die Zusammenarbeit der letzten Jahre danke, da sind die Freunde und Freundinnen und da ist nicht zuletzt auch das Team der ALG. Meine Arbeit wäre nicht möglich ohne unsere Hausmeister, ohne die Damen des Sekretariates und ohne meine engagierten Kolleginnen und Kollegen. Wenn ich heute an dieser Stelle besonders den Tutoren danke, dann schließe ich in diesen Dank das gesamte Team mit ein. In diesem Jahr können wir erstmals in der Geschichte der ALG ein Herren-Duo als Tutoren aufbieten. Herrn Ewel und Herrn Holl gebührt die Ehre und das Verdienst, den bislang größten Abiturjahrgang erfolgreich durch die gymnasiale Oberstufe geführt zu haben. Tolle Leistung – Danke schön euch beiden!!! Die Arbeit der Tutoren im Orbit – um im Bild der Raumfahrt zu bleiben - wäre nicht möglich, wenn nicht die Bodenstation, besetzt durch Guido Beisner, den Veteranen unseres  Oberstufenprogramms, so prima funktionieren würde. Auch Dir, lieber Guido mein herzlicher Dank.

Damit bin ich auch schon fast am Ende meiner Ausführungen. Es sei mir aber noch erlaubt – nicht ohne Stolz – mit ein paar Statistikdaten bezüglich des diesjährigen Abiturjahrganges aufzuwarten:
Einen Gedanken Antoine de Saint-Exupérys möchte ich an das Ende meiner Rede und an den Anfang eures Weges in die Welt stellen:
"Wenn du das Wort Glück begreifen willst, musst du es als Lohn und nicht als Ziel verstehen."

 

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen Glück für Ihren weiteren Lebensweg.