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Verabschiedung LGED Klaus Braun

Rede des Schulleiters, Herrn LGED Braun, zum Abschied von der ALG-Geilenkirchen am 07.07.2010

Dreiklang meiner Gedanken
Wenn ich mich in diesen Tagen von der Anita-Lichtenstein-Gesamtschule verabschiede, dann begleiten mich hierbei viele Gedanken, Erinnerungen und Erlebnisse. In einige hiervon möchte ich Ihnen an dieser Stelle Einblick geben.
Dieses Anliegen möchte ich gerne in drei Schritten entfalten: In einem Rückblick, in einem Einblick und in einem Blick des Dankes. Jeder einzelne dieser Aspekte ist mit konkreten Menschen verbunden und es erfüllt mich mit Dankbarkeit, heute so viele vertraute Gesichter zu sehen, die meinen Weg in den zurückliegenden Jahren begleitet haben.

Der Rückblick – Euphorie und Anfechtung
Der Start einer Gesamtschule in Geilenkirchen war auf der einen Seite geprägt durch die Euphorie des ersten Kollegiums auf der anderen Seite aber auch durch nicht wenige Widerstände der Entscheidungsträger. Die Initiative, diese Schule zu gründen, ging aus einer Bürgerinitiative hervor. Der Beschluss des Rates war damals politisch hart umkämpft. Die Vorurteile gegenüber dieser Schulform waren sehr zahlreich und teilweise auch verletzend. Durch die stetig wachsenden Anmeldezahlen für die Klasse 5 und 11 in den Jahren seit Gründung der Schule konnten – so denke ich - viele der Vorurteile ad absurdum geführt werden.

19 Jahre nach Gründung unserer Schule konnte jeder, der vor einigen Wochen in der Aula des Hückelhovener Gymnasiums den Ausführungen der Planungsgruppe, die mit dem Schulentwicklungsplan des Kreises  beschäftigt war, lauschte, die Weitsicht der damaligen Entscheidung des Rates der Stadt Geilenkirchen anerkennend loben. Wurde dort doch deutlich die Gründung weiterer Gesamtschulen im Kreisgebiet gefordert. Ich kann heute die mir damals übertragene Aufgabe voll „Stolz“ oder – um ein Bild aus der estnischen Sprache zu verwenden – „mit geradem Rücken“ zurückgeben, denn die Anita- Lichtenstein-Gesamtschule ist inzwischen eine anerkannte Schule der Stadt Geilenkirchen, getragen von dem politischen Willen aller im Rat der Stadt vertretenen Parteien und vor allem von der Elternschaft dieser Region.

Der Einblick – Herausforderungen und der Beitrag der Menschen
Gestatten Sie mir einen Rückgriff auf meine Begrüßungsrede aus dem Jahr der Schulgründung 1991. Dort habe ich zwei Sätze gesagt, die ich heute nochmals aufgreifen möchte:
"Man muss den Mond bzw. die Sonne anpeilen, um über das nächste Hindernis zu kommen."
Und:
"Kein Weg ist zu lang mit einem guten Freund an seiner Seite".
Welche von den Zielen, die wir in den zurückliegenden Jahren angepeilt haben, erreicht wurden, welche Hindernisse wir überwunden haben, das zu beurteilen sei anderen überlassen. Heute ist für mich entscheidender die Einsicht, dass – gemessen an kosmischen Dimensionen die Zeit, die ich zusammen mit anderen bis zu diesem Tag an der ALG verbracht habe, einem Wimpernschlag entspricht! Das lehrt Demut und Bescheidenheit.

Ja und wie steht es mit dem zweiten Satz, den Freunden, die die Herausforderung der ersten Jahre mit mir geteilt haben?

Die gab es, und auf diesem Weg zeigte sich, wer ein guter Freund war. Wenn ich aus dieser Schar eine leider schon verstorbene Persönlichkeit nenne, dann werden die noch Lebenden hoffentlich nicht allzu gram sein. Da tauchte schon am Beginn meiner vorbereitenden Tätigkeit ein Mann auf, der mich in seinem Haus begrüßte und mit den Worten empfing:
"Seien Sie herzlich gegrüßt, Ihre Schulform mag ich nicht, aber wenn ich Ihnen helfen kann, dieser Schule den Namen von Anita Lichtenstein zu geben, dann helfe ich Ihnen."
Das war für mich, liebe Frau Wassen, der Beginn einer tiefen Freundschaft, die nie über das "Sie" hinausging, doch diese kurze, kritische Begegnung begleitete mich über die Jahre des Aufbaus und bestärkte mich fortzufahren, eine Schule mit auf den Weg zu bringen, mit der sich die Stadt, die Region befreunden konnte. So ist das gemeinsame Warten mit Ihrem Mann auf den dann erfolgten einstimmigen Beschluss im Rat  unvergessen, war doch schon damals sein Gesundheitszustand sehr angegriffen.

Viel später gab es andere Aussagen aus dem Rat der Stadt im Zusammenhang mit der letzten Erweiterung der Schule, die mich sehr bewegten. Wiederum ein einstimmiger Beschluss und die Aussage von Vertretern aller Parteien im Rat der Stadt: Die ALG ist eine gute Schule, sie ist unsere Schule der Stadt Geilenkirchen! Vor 20 Jahren habe ich im Schulausschuss versprochen, dass es - mit mir als Schulleiter - eine Gesamtschule geben wird, die sich am Erfolg der Schülerinnen und Schüler orientieren wird! Diese Schule ist von Beginn an eine Gemeinschaftsleistung von Menschen gewesen, die mit Herzblut dabei waren! 10 Kollegen und eine Kollegin stellten sich damals singend mit dem ersten Hit der Lehrerband der staunenden Öffentlichkeit vor. Beziehungsreich hatten wir die Melodie zu "Marmor, Stein und Eisen bricht" gewählt. Der Refrain lautete "Wir sind die neue Lehrerband, die an dieser Schule bald jeder kennt." Geprobt wurde übrigens im Garten von Konrad Schlösser und seiner Frau Helga. Zwei Strophen möchte ich hier, keine Bange, nicht singend sondern rezitierend wiedergeben. Unser Motto ist bekannt:
"Lernen braucht Kopf, Herz und Hand.
Herr Braun, der Schulleiter mit Humor,
dam, dam, dam, dam"
pfeift uns was auf seiner Flöte vor,
dam, dam, dam
Herr Böken leitet hier die Organisation,
er ist Spezialist für das Akkordeon."
Und dann die letzte Strophe:
"Herr Beisner, unser Jüngster, der sitzt am Klavier,
er sorgt für Musik und fremde Sprache hier".

Anders als Guido Beisner – damals der Jüngste im Team -, der nicht nur dem Klavier meisterlich Töne zu entlocken vermag, bekomme ich – auch wenn dies im Lied behauptet wurde - aus einem Instrument kaum einen Ton heraus. Zu den eben genannten "Bandmitgliedern" kamen noch hinzu: Walter Scheufen, der damalige Glockenspieler und Jörg Gaab, ganz in seinem bayrischen Element, Zugposaunenvirtuose, um im Bild zu bleiben.
Weitere Mitsspieler waren. Frau Noethlichs (Trompete), Herr Beyel (Trommel), Herr Nieren (Gittare), Herr Brinkmann (Horn) und natürlich Herr Schlösser (Trompete) Leider ist Elsbeth Siebertz als einziges Gründungsmiglied viel zu früh verstorben. Dies ist dann auch die Stelle sich daran zu erinnern, dass nicht nur der Kollege Dieter Schwaak sondern leider auch eine Reihe hoffnungsfroher Schülerinnen und Schüler nicht
mehr unter uns weilen. Einige verstarben noch während ihrer Schulzeit andere kurz nach ihrem Schulabschluss.

 


Der Blick zurück in Dankbarkeit
Schließlich erfüllt mich der Blick in so viele Gesichter, die mehr oder weniger lange die Zeit hier mit mir teilten, mit tiefer Dankbarkeit. Sie traten zu der Gründungsband hinzu und heute spielt hier an der ALG ein mehr als siebzigköpfiges Orchester. Euch, lieben Kolleginnen und Kollegen gilt mein Dank. Aus der breiten Unterstützung, die mein Kollegium mir immer gegeben hat, habe ich die Kraft gewonnen, meinen Weg zu gehen u.a. auch in sehr schweren Zeiten, die es reichlich gab. Ihr ward und seid einfach wunderbare Menschen, mit denen ich mich immer verbunden fühlen werde.
In meinen Dank mit hinein nehme ich die Damen und Herren des so genannten nichtpädagogischen Personals, die damals schon hier waren und noch weiter „spielen“ werden:
Als erste Frau Hedwig Quasten, die schon lange vor mir hier als Schulsekretärin arbeitete. Sodann die Herren von der Techniktruppe. Auch viel länger hier als ich sind Heinz Kollar, Alex Filips und Jürgen Riedel. Danke euch für so viel Unterstützung.
In diesen Dank schließe ich auch die im Laufe der Zeit hinzugekommenen Mitstreiter wie Birgit Münchs, Sonja Cox und Helmut Dahmen ein! Ohne Menschen wie diese bewegt sich in einem so großen System gar nichts!
Da ich einmal dabei bin, Danke zu sagen: Danke für so viel Lob, Danke für so viel Herz mit dem Ihr die offizielle Feier zu meiner Verabschiedung vorbereitet und durchgeführt habt. Mir ist es schon fast unheimlich geworden, habe ich doch von den Vorbereitungen nichts mitbekommen, so dass es schon eine bange Frage an Jörg Gaab war, findet diese Feier wirklich statt?
Nun ja, ich bin sicher, ich habe nicht immer alles hier mitbekommen, was so an meiner Schule geschah, gut so! Andererseits seien alle versichert, ich habe oft mehr gesehen und mitbekommen als vielen bewusst war! Erst recht gut so.
Danken möchte ich nochmals all denjenigen, die diese Feier vorbereitet haben. Eines sei Ihnen allen versichert, diese Schule hat und wird immer mein Herzblut haben, meine Gedanken und mein Herz werden immer mit dieser Schule verbunden bleiben! Ich bitte hier um Nachsicht bei meiner Frau Mare und meinen Kindern Kirsten und Heike und den Enkelkindern!
Dank vor allem Dir, liebe Mare für soviel empfindsame Unterstützung, das hat mir die entscheidende Kraft gegeben, bis hier durchzuhalten! Ich für meinen Teil kann sagen, dass ich nach 19 Jahren Tätigkeit als Schulleiter zufrieden und glücklich auf das schaue, was so viele Hände mit mir gepflanzt, begossen und gepflegt haben. In diesem Bild von einem wachsenden Baum finde ich gut ausgedrückt, was ich zu sagen
versucht habe: Aus einem kleinen Pflänzchen dessen Gedeihen nicht von Anfang an klar war wurde ein junger Baum, der gepflegt werden musste, der hier und da einen Schnitt brauchte, den es zu düngen und zu wässern galt, dessen Wuchsrichtung durch Schulordnung und Schulprogramm bestimmt wurde und dem jetzt ein neuer Zweig, das Eichendorff-Kolleg, aufgepfropft wurde. Wenn ich nun das Amt des Gärtners aufgebe, dann in der Hoffnung, dass viele Hände sich weiterhin sorgsam und mit großem persönlichen Einsatz um den immer noch jungen Baum ALG kümmern werden, damit noch viele Schülergenerationen als reife Früchte von hier in ihr weiteres Leben aufbrechen.