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Entlassungsfeier 2012

Rede des Schulleiters, Herrn LGED Böken, zur Entlassungsfeier am 03.07.2012:

Liebe Schülerinnen und Schüler
liebe Eltern, Großeltern, Verwandte und Freunde,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
verehrte Gäste,

ich überlege, ob ich heute hier im „falschen Film“ bin, denn in diesem Outfit kenne ich Euch eigentlich gar nicht.

Ein herzliches Willkommen Euch und Ihnen allen zu unserer diesjährigen Abschlussfeier. Ich freue mich, dass wir heute wieder einem 10. Jahrgang die Entlassungszeugnisse überreichen dürfen, die die Berechtigungen für weitergehende Berufs- oder Schulausbildung bescheinigen.

Ganz besonders freue ich mich, heute den Bürgermeister unserer Stadt wieder in unseren Reihen begrüßen zu können. Darüber hinaus heiße ich die Vertreter der im Rat vertretenen Parteien und Bündnisse sowie der Kommunalverwaltung und der Kirchen herzlich willkommen. Sie alle zeigen durch ihre heutige Anwesenheit den Respekt für das von unseren Abschlussschülerinnen und –schülern Geleistete.

Sechs Jahre Anita-Lichtenstein-Gesamtschule liegen hinter Euch; sechs Jahre, die, wie wir alle hoffen, bleibende und vor allem prägende Einflüsse bei der Bildung Eurer Persönlichkeiten hinterlassen haben. Ich glaube, dass eine der prägendsten Erfahrungen Eures Jahrgangs die Fahrt nach Krakau und Auschwitz im Sommer 2011 gewesen ist. Ich schließe das aus den vielen Gesprächen, die ich am Rande der damaligen Fahrt und auch in den Monaten danach geführt habe. Die Unmittelbarkeit der Erfahrung vor Ort sowie des Gespräches mit dem Zeitzeugen Wilhelm Brasse haben dauerhaft tiefe Spuren hinterlassen, tiefe Spuren im absolut positiven Sinn, da uns allen auf diese Weise der Wert des Lebens einerseits, aber auch der Charakter der Schuld und des Vergebens sehr eindrucksvoll bewusst geworden ist. Wilhelm Brasse hat uns alle als seine Freunde bezeichnet und das war zugleich die Aussage, dass er uns und Euch allen keinerlei Schuld am damaligen Geschehen gegeben hat, als auch, dass er Eure Auseinandersetzung mit dem grauenhaften Werk der NS-Schergen als außerordentlich wichtigen Beitrag zur Vermeidung ähnlichen Unrechts in der Zukunft einzuordnen wusste.

Geht auch Ihr auf Euren weiteren Wegen in dieser vorbildlichen Weise mit anderen Menschen um! Achtet sie als Menschen, respektiert sie im Anderssein und weist ihnen keine Schuld für Dinge zu, die sie nicht zu tragen haben. Wenn Ihr dieses beherzigt, dann dürftet ihr vor den meisten Stammtischparolen sicher sein, dann habt Ihr ganz wesentliche Ziele unserer schulischen Ausbildung verinnerlicht.

Ich glaube fest daran, dass Ihr Euch an den Besuch in Polen noch in vielen, vielen Jahren erinnern werdet und dass Ihr Euren Kindern und Enkeln in späteren Jahren davon erzählen werdet. Vielleicht fallen Euch dann auch meine Worte vom heutigen Tag wieder ein! Die Eindrücke, die Ihr alle bei der Polen-Fahrt bekommen habt, werden Euren weiteren Weg hoffentlich stets mitbestimmen. So wird auch dadurch der Name unserer Schule weiter prägend auf Euren Weg Einfluss nehmen, ganz im Sinne des afrikanischen Sprichworts:

"Viele kleine Leute, an vielen kleinen Orten, die viele kleine Dinge tun, werden das Antlitz dieser Welt verändern."

 

Nun, Ihr seid viele nun nicht mehr kleine Leute, aber wenn Ihr auch künftig viele kleine Schritte tut, dann werdet Ihr das Antlitz dieser, unserer bzw. Eurer Welt verändern. Tut das stets im positiven Sinne!

Das Leben wird Euch immer wieder neue Aufgaben stellen, und das ist gut so. Es ist toll, wenn man sein Geschick mehr und mehr in die eigenen Hände nehmen kann, sich und sein Handeln auch selbst bestimmen kann. Um dies auch verant­wortungs­voll machen zu können haben Euch Eure Eltern sowie Eure Lehrerinnen und Lehrer entsprechend vorbereitet. Ihnen muss man für die geleistete Fürsorge an dieser Stelle ausdrücklich Dank sagen! Ein besonderer Dank geht an die Klassenlehrerinnen und Klassenlehrer, die Euren Weg in den vergangenen Jahren ganz besonders eng begleitet haben. Hier wären zu nennen …

… für die 10.1: Herr Hennings,
… für die 10.2: Frau Daniel,
… für die 10.3: Herr Spies,
… für die 10.4: Herr Küppers.

Ebenso herzlich möchte ich mich bei der für Euch zuständigen Abteilungsleiterin, Frau Nick, bedanken. Liebe Ingrid, Du hast auch vor der Übernahme deiner Funktion als Abteilungsleiterin die heute zu entlassenen Schülerinnen und Schüler als Beratungslehrerin betreut. Für Dein Zutun zum heute zu feiernden Anlass sei Dir auch im Namen der Schülerinnen und Schüler herzlich gedankt! Ebenso aber gilt es, Frau Wolter besonders zu danken, die über eine sehr lange Strecke die Aufgabe für die Abteilung II stellvertretend mit übernommen hat. Liebe Christel, wir haben uns oft über die massive Doppelbelastung unterhalten; es ist geschafft und das nicht unwesentlich durch Dein engagiertes Tun.

Euch Abschlussschülerinnen und –schülern wünsche ich, dass ihr die Freundinnen und Freunde, die ihr während der Schulzeit gewonnen habt, auch über den heutigen Tag hinaus behaltet, und dass ihr darüber hinaus immer dann gute Menschen an Eurer Seite habt, wenn Euch Situationen ausweglos erscheinen. Der vor Euch liegende Lebensabschnitt wird sehr spannend werden, aber birgt sicher auch Gefahren. Das gehört einfach dazu! Aber ich bin mir sicher, dass Ihr alle diese Gefahren erkennen und dann schließlich auch meistern werdet.

An dieser Stelle erinnere ich mich an einen Kalenderspruch, dessen ursprüngliche Herkunft ungeklärt ist:

„Leicht zu leben ohne Leichtsinn,
heiter zu sein ohne Ausgelassenheit,
Mut zu haben ohne Übermut,
das ist die Kunst des Lebens.“

Wir alle hoffen, dass Euch die Zeit hier an der Anita-Lichtenstein-Gesamtschule das notwendige Rüstzeug mit auf den Weg gibt, die vor Euch liegenden Abenteuer bestehen zu können. Denkt dabei aber bitte immer daran, dass Euch der Name unserer Schule Auftrag bleiben wird, und dass auch Euer eigenes Tun maßgeblich mitbestimmt, wie Euer Weg weiter verlaufen wird.

Ich wünsche Euch für Euren weiteren Lebensweg nur das Beste, vor allem Glück und Gesundheit!

Mit Bezug auf das Motto Eures Abschlussgottesdienstes möchte ich mit der ersten Strophe eines Gedichtes von Johann Ludwig Deinhardstein sprechen:

„Du Glück, du Regenbogen!
Wie seid ihr doch so ähnlich:
Ihr lächelt nur nach Stürmen
Ihr steigt nur auf aus Thränen
Mit euren bunten Farben
Den Augenblick bemahlend.“

 

Möge Euch das Glück nicht nur einen Augenblick treu sein! Unabhängig davon, ob nun eine Berufsausbildung oder weitere schulische Ausbildungen vor Euch liegen, drücken wir Euch ganz fest die Daumen, dass Eure Wünsche erfüllt werden, und dass Ihr heute in ein langes und erfülltes Leben aufbrecht, bei dem die wirklich „letzte Klappe“ lange auf sich warten lässt.

Lasst mich mit einer kleinen Fabel schließen, deren Herkunft ich leider auch nicht genau kenne:

„Zwei Wölfe

 

Eine alte Indianerin saß mit ihrer Enkelin am Lagerfeuer. Es war schon dunkel geworden, das Feuer knackte, die Flammen züngelten am Himmel. Die Alte sagte nach einer Weile des Schweigens: „Weißt Du, wie ich mich manchmal fühle? Es ist, als ob zwei Wölfe in meinem Herzen miteinander kämpfen würden. Einer der beiden ist rachsüchtig, aggressiv und grausam. Der andere ist liebevoll, sanft und mitfühlend.“ „Welcher der beiden wird den Kampf um dein Herz gewinnen?“, fragte das Mädchen. Bedächtig antwortete die Alte: „Der, den ich füttere.““

Denkt also immer daran, den richtigen Wolf zu füttern!

Eine herzliches Dankeschön geht an alle die Personen, die zum Gelingen der heutigen Feier beigetragen haben, lieber Guido Beisner, danke für die Betreuung der Technik, Ihnen und Euch allen herzlichen Dank für Eure und Ihre Aufmerksamkeit!