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"Süß und ehrenvoll" - Ein Gesprächsabend mit Avi Primor

Begrüßungsrede des Schulleiters, Herrn LGED Böken, anlässlich des Gesprächsabends mit Avi Primor am 22.01.2014:

Exzellenz,
sehr verehrter Herr Bürgermeister,
sehr geehrte Frau Görtz,
liebe Schülerinnen und Schüler,
liebe Eltern und Großeltern,
liebe aktive und ehemalige Kolleginnen und Kollegen,
liebe Freundinnen und Freunde unserer Schule,
meine sehr verehrten Damen und Herren,

mit dem „Liebesleid“ von Fritz Kreisler, präsentiert von meiner Kollegin Maria Slagboom am Piano und unserer Kollegiatin Anna Kryzankova an der Violine sage ich Ihnen allen ein herzliches Willkommen zum heutigen Gesprächsabend mit Avraham genannt „Avi“ Primor, dem langjährigen Botschafter des Staates Israel in der Bundesrepublik Deutschland, der heute als Publizist und Autor tätig ist.

Ich freue mich sehr, dass der heutige Abend die sehr erfolgreiche Zusammenarbeit der Anton-Heinen-Volkshochschule des Kreises Heinsberg mit der Anita-Lichtenstein-Gesamtschule um ein weiteres Highlight bereichert. Sehr geehrter Herr Dahlmanns, sehr geehrte Frau Dr. Louis-Nouvertné, an dieser Stelle meinen Dank für eine hervorragende Kooperation.

Exzellenz, Sie wurden im Sommer 2012 von einem Zeitungsjournalisten nach dem Echo auf den Besuch des deutschen Bundespräsidenten Joachim Gauck in Israel gefragt. Wenn meine Quelle stimmt, war Ihre Antwort:

„Sehr positiv, weil Joachim Gauck den richtigen Ton gefunden hat. Er spricht offen mit uns. Das Problem mit den Deutschen im Dialog mit Israel ist doch, dass die Deutschen meistens befangen sind. Das halte ich für einen Fehler, wenn wir eine echte Freundschaft pflegen wollen. Gauck sagt, er sei ein Freund Israels und er sei mit Israel verbunden. Gleichzeitig meint er aber, dass er uns seine Meinung sagen soll, selbst wenn sie uns nicht passt.“

Würde man mich nach dem Echo Ihrer Zeit als Botschafter des Staates Israel in der Bundesrepublik Deutschland fragen, würde ich wahrscheinlich eine analoge Antwort mit vertauschter Perspektive geben. Sie sind uns Deutschen immer offen, vorurteilsfrei und ehrlich entgegen getreten, und es freut mich persönlich sehr, dass ich heute die Gelegenheit habe, Ihnen Auge in Auge dafür zu danken. Dank aber auch in meiner Rolle als Leiter dieser Schule, die nach einem ermordeten jüdischen Mädchen aus unserer Stadt benannt worden ist, und die diesen Namen als ständigen Auftrag versteht, gegen jeden aufkeimenden Neonationalismus bzw. gegen die Rufe, „man solle doch nun endlich einmal vergessen“, anzugehen. Mit Ihrer Anwesenheit in dieser Schule ehren Sie auch unsere Erinnerungsarbeit!

„Süß und ehrenvoll!“, so lautet der deutsche Titel Ihres Debütromans, der Anlass des heutigen Besuches ist, eines Romans, der in einer Zeit spielt, die ziemlich genau 100 Jahre zurückliegt. Der erste Weltkrieg sowie die Überzeugungen der jungen Juden sowohl auf deutscher als auch auf französischer Seite, als vollwertiger Teil der Gemeinschaft mit in den Krieg zu ziehen, stellen den Rahmen dar, in dem der Antisemitismus leider dennoch ständiger Begleiter ist. Nicht ohne Grund haben Sie als Namen für die beiden Hauptpersonen jüdischen Glaubens Ludwig und Louis gewählt. Parallel zu den Wirren und den Grausamkeiten des Krieges erleben beide Hauptpersonen die erste große Liebe, eben „Liebesleid“, wie auch musikalisch bereits zum Ausdruck gebracht. Deutlicher kann man die Ähnlichkeit der Lebenslinien der beiden Hauptpersonen des Romans nicht machen. Die Perversion des Krieges an sich gipfelt schließlich negativ in der Situation, in der Louis den Ludwig am Seeufer erschießt bzw. positiv in der Hoffnung, die durch Ludwigs Kinder Sara und Israel verkörpert wird. Letztlich siegt die Weisheit, dass Krieg nie etwas Gutes sein kann, sondern nur Leid und Tod bringt. Nicht unerwähnt lassen möchte ich, dass die Namensgeberin dieser Schule den gleichen Namen trägt, wie Elise, die Freundin Louis´ im Roman, nämlich Lichtenstein.

Ich danke allen, die am Gelingen des Abends ihren Beitrag geleistet haben. Herzlichen Dank unseren beiden Musikern, besonderer Dank Ihnen, Frau Dr. Louis-Nouvertné für die Planung und die Moderation des heutigen Abends, Ihnen allen für Ihr zahlreiches Erscheinen!

Der Abend wird Ihnen ohne Eintritt präsentiert. Daher möchte ich Sie bitten, unser Auschwitz-Projekt mit einer Zuwendung zu unterstützen. Unser Ziel ist es, dass keine Schülerin und kein Schüler diese Schule verlässt, die bzw. der nicht Auschwitz und die jüdischen Erinnerungsstätten Krakaus besucht hat. Die uns dafür von der öffentlichen Hand sowie Stiftungen zur Verfügung gestellten Mittel sind seit 2010 um etwa 90% gesunken. Wir können daher dieses so wichtige Ziel nur mit Ihrer Hilfe weiter verfolgen. Schon jetzt meinen Dank für eine Zuwendung, die zweckgebunden an unseren Förderverein fließt!

Uns allen wünsche ich einen anregenden Abend mit Avi Primor, Ihnen herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit!