Skip to main content

Pankok-Ausstellung "Er nannte mich seine Farbe" im Haus Basten

Ansprache des Schulleiters, Herrn LGED Böken, zur Eröffnung der Ausstellung "Er nannte mich seine Farbe" im Haus Basten am 08.11.2015:

Sehr geehrter Herr Bürgermeister,
sehr geehrte Frau Dohrmann-Burger,
meine sehr verehrten Damen und Herren,

das gerade von unserem diesjährigen Abiturienten Kian Moghaddamzadeh aus Waldfeucht gespielte Stück „In Memoriam“ hat er nach einem seiner seitens unserer Schule seit 2011 organisierten Besuche der Gedenkstätte im ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau selbst komponiert und hat damit seine dortigen Emotionen in Musik gegossen. Herzlichen Dank, dass Du uns heute als Ehemaliger nochmals unterstützt hast!

Als vor Monaten der Artikel der Aachener Zeitung auf die Geschichte rund um das Malerehepaar Otto und Hulda Pankok hinwies, war ich sofort gefesselt von der Eifeler Episode, von dem Mut, ein befreundetes jüdisches Malerehepaar vor den NS-Schergen zu verstecken. Wenn man sich mit der Vita Otto Pankoks ein wenig beschäftigt, dann versteht man diese Handlung als absolute Konsequenz seiner tiefsten Überzeugungen, die Auszeichnung durch die israelische Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem als "Gerechte unter den Völkern" mehr als verdient.

Kians Titel ist m. E. für die heute zu eröffnende Ausstellung sowohl thematisch, als auch musikalisch passend, da er durch Hörbarmachung von Emotionalität in der Musik das macht, was Otto Pankok im analogen Sinne im Bereich der Kunst meisterlich beherrschte, ohne Ihren einführenden Worten, liebe Frau Dohrmann-Burger, vorgreifen zu wollen! Die hier ausgestellten Werke Eva und Otto Pankoks eröffnen uns einen Blick in das Herz der beiden Künstler; so, denke ich, war auch das Auftaktmusikstück „Ein Blick in dein Herz“, ebenfalls eine Eigenkomposition von Vievien Babor, mehr als stimmig.

 

Nach dem Studium des seinerzeitigen AZ-Artikels habe ich sofort versucht, mit der Dame in Kontakt zu kommen, die all´ dies als Kind ihrer Eltern hautnah erlebt hat. Und so kamen wir zunächst in Kontakt mit Ihnen, liebe Frau Dohrmann-Burger, zunächst als Leiterin des Pankok-Museums, dann als enge Vertraute Eva Pankoks und schließlich auch mit Frau Pankok. Ihnen Beiden danke ich sehr, dass Sie meine damaligen Ideen, den heutigen, aber auch den morgigen Tag betreffend, nicht nur ernst genommen, sondern ausdrücklich unterstützt haben.

Ich freue mich daher sehr, dass es uns gemeinsam gelungen ist, eine kleine Auswahl des Schaffens Otto und Eva Pankoks hier in Geilenkirchen präsentieren zu können. Würde ich heute darüber referieren, wie schwierig die Auswahl der präsentierten Werke letztlich war, würde ich den mir zugewiesenen Zeitrahmen sicher sprengen. Wir waren beim Besuch in Ihrem Museum zugleich beeindruckt und erschlagen von der Menge dessen, die Otto und auch Eva Pankok künstlerisch geschaffen haben. Die energievolle posthume Präsenz des künstlerischen Schaffens Otto Pankoks wird jedem Besucher des Museums in Hünxe deutlich, wenn er die Drucke sieht, die Otto Pankok nur deshalb machen konnte, weil ihm im richtigen Moment das Bügelbrett seiner Gattin als einziges holzbrettspendendes Objekt in die Hände gefallen war. Natürlich erkennt man die Form dieses ausgefallenen Druck-Models auch auf den daraus produzierten Werken.

Die Schulgemeinde der Anita-Lichtenstein-Gesamtschule ist sehr stolz darauf, dass sich heute in mehrfacher Hinsicht ein Kreis schließt. Nach der Namensgebung unserer Schule 1993 haben wir hier in diesen Räumlichkeiten die Ausstellung „Verjagt, ermordet!“ von jüdischen Kinderzeichnungen, die in Düsseldorf unter dem jüdischen Künstler und Kunsterzieher Julo Levin angefertigt worden waren und die von der Düsseldorferin Mieke Monjau über die NS-Zeit gerettet worden waren, ausgestellt. Julo Levin war ein guter Bekannter, vielleicht sogar Freund Otto Pankoks, unter Umständen ist Eva Pankok selbst in Ihrer Düsseldorfer Zeit auch Mieke Monjau, der Frau Franz Monjaus, begegnet. War sie 1993 bei der damaligen Ausstellungseröffnung noch hier unter uns, können wir sie heute leider nicht mehr befragen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, wenn Sie die ausgestellten Werke betrachten, werden Sie spüren, mit welcher Hingabe Otto Pankok die Rechte der Minderheiten eingefordert hat. Nehmen Sie die hier präsentierte kleine Auswahl seines Schaffens als Motivation, das Museum in Hünxe zu besuchen!

Ich danke unserer Schülerin Vievien und unserem ehemaligen Schüler Kian für die musikalische Umrahmung dieser Vernissage, meinen Kunstkolleginnen und -kollegen Elsbieta Gehlken, Nada Solle und Bernd Neffgen sowie dem Kulturamt der Stadt Geilenkirchen mit Herrn Gort Houben als Leiter, und hier insbesondere Frau Roswitha Beckers, für die tatkräftige Unterstützung bei der Vorbereitung dieser Ausstellung, deren Idee in unserer diesjährigen Vorbereitung des Pogromgedenkens entstanden ist.

Ich möchte Sie daher auch herzlich einladen, am morgigen Tag die Pogrom-Gedenkveranstaltungen der „Initiative Erinnern“ zu besuchen, die mit einer Gesprächsrunde unter dem Titel „Gemeinsam Erinnerung wachhalten“ u.a. mit Eva Pankok um 19:00 Uhr in der Anita-Lichtenstein-Gesamtschule ihren Abschluss finden. Lassen wir zum Schluss Otto Pankok selbst sprechen mit Worten zum Kriegsende 1945: „Wir haben das beißende Elend kennengelernt, und der Tod war hinter uns her, aber wir werden das Gold auf der Straße finden lernen, aus Pfützen glitzert uns Sonne zu und blau lachender Himmel!“

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!