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Gesprächsabend "Gemeinsam Erinnerung wachhalten"

Begrüßung des Schulleiters, Herrn LGED Böken, zum Gesprächsabend mit Zeitzeugen "Gemeinsam Erinnerung wachhalten" am 09.11.2015:

Meinen herzlichen Dank an meine Kollegin Maria Slagboom und die Kolleginnen und Kollegen sowie Eltern und Ehepartner von Kollegen für den sehr gelungenen musikalischen Einstieg! Anders, als im Programm angekündigt, wird die Formation im Anschluss an meine Begrüßung ein zweites Mal auftreten!

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
liebe Eltern, liebe Schülerinnen und Schüler,
verehrte Gäste,

das heutige Tagesdatum, der 9. November, ist für diese Schule immer ein besonderes gewesen. Seit der Namensgebung 1993 besuchen in jedem Jahr die Klassen- und Kurssprecher am Vormittag den jüdischen Friedhof, um dort an einer Gedenkfeier teilzunehmen, die das Ziel hat, die Erinnerung an die schrecklichen Ereignisse des 09.11.1938 in den Köpfen der nachwachsenden Generation zu verankern und in positive Arbeit für die Zukunft zu wandeln. Genau unter diesem Aspekt findet auch der heutige Abend hier statt, zu dem ich Sie alle herzlich begrüßen möchte. Er bildet den Abschluss eines unter Federführung der „Initiative Erinnern“ gemeinsam gestalteten Gedenktages. Die Mitglieder der „Initiative Erinnern“, die Vertreter der Kirchen und der befreundeten Schulen heiße ich herzlich willkommen. Ich freue mich, dass in Vertretung unseres Bürgermeisters Herr Leonhard Kuhn zum wiederholten Male unser Gast ist und begrüße ihn und alle Mitglieder des Rates der Stadt Geilenkirchen herzlich. Für das Zentrum für Verifikationsaufgaben der Bundeswehr begrüße ich den neuen Kommandeur, Herrn Brigadegeneral Peter Braunstein, erstmals in dieser Schule. Für die Verwaltung begrüße ich den Leiter des Schul- und Kulturamtes, Herrn Gort Houben, und seine Mitarbeiterin Frau Roswitha Beckers. Ihnen Beiden auch an dieser Stelle nochmals unseren herzlichen Dank für die hervorragende Kooperation, den gestrigen und den heutigen Tag betreffend. Meine sehr verehrten Damen und Herren, Seien Sie uns alle herzlich willkommen!

 

Wir dürfen heute besondere Gäste hier in der Anita-Lichtenstein-Gesamtschule begrüßen, deren direkte oder indirekte Verbindungen in die Zeit des Nationalsozialismus unterschiedlicher nicht sein könnten.

Ein herzliches Willkommen, Ihnen, liebe Frau Eva Pankok, Tochter des Künstlerehepaares Otto und Hulda Pankok, die kürzlich von der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem als "Gerechte unter den Völkern" ausgezeichnet wurden. „Hätte die Tür nicht geklemmt, dann säße ich heute nicht hier!“ haben Sie die in der Eifel seinerzeit erlebte Situation beschrieben; doch dazu später sicherlich noch mehr! Wir hatten die große Ehre, gestern eine „Otto und Eva Pankok“-Ausstellung im Haus Basten eröffnen zu können, deren Besuch ich Ihnen allen wirklich sehr nahelegen möchte. In Begleitung von Frau Pankok begrüße ich Frau Annette Dohrmann-Burger, die als künstlerisch-pädagogische Leiterin das Pankok-Museum in Hünxe führt und auch als Vertraute Eva Pankoks heute hier ist. Ihnen, Frau Dohrmann-Burger, meinen herzlichen Dank für die hervorragende Kooperation vom ersten Telefonat an.

Dass der Kontakt mit Ihnen schon Auswirkungen auf den Kunstunterricht unserer Schule hatte, kann auf den heute präsentierten Stellwänden betrachtet werden. Unsere Kunstlehrerinnen und –lehrer haben versucht, die Techniken Otto Pankoks von den Kindern umsetzen zu lassen!

Aus Israel anlässlich der letzten Stolpersteinverlegung unser Gast gewesen, sehr emotionale Eindrücke bei allen Beteiligten hinterlassend, ist auch heute wieder ein Mann aus seiner Heimat zu uns gekommen, der meines Erachtens besser als kein Anderer in wenigen Worten verdeutlichen kann, wie wichtig ein wirklicher Frieden für uns Menschen ist. Es freut mich sehr, den israelischen Friedensaktivisten und Preisträger des internationalen Aachener Friedenspreises 2003, Herrn Reuven Moskovitz, heute hier begrüßen zu können. Die Begegnung mit Ihnen rund um die Stolpersteinverlegung im Frühjahr diesen Jahres, hat uns sehr bewegt. In der Martin-Heyden-Straße haben Sie eine Mundharmonika aus der Tasche gezogen und die damit verbundene Geschichte erzählt. Sie haben dieses Instrument vor Jahren von einem palästinensischen Kind geschenkt bekommen, welches auf Ihre Nachfrage, warum es dieses Geschenk machte, antwortete: „Weil du so nett zu mir warst!“ Zu Ehren dieses Kindes haben Sie sich das Mundharmonikaspiel autodidaktisch beigebracht. Ich hege die Hoffnung, dass Sie dieses Instrument auch heute Abend zu Gehör bringen. Am vergangenen Samstag haben Sie bei Ihrer Lesung gesagt, dass die Lage in Israel zurzeit hoffnungslos ist. Das klingt a priori sehr pessimistisch, daher muss man Ihren Nachsatz ebenfalls zitieren, der da sinngemäß lautete, dass man aber dafür arbeiten kann und muss, dass man wieder Hoffnung schöpfen kann. Als maßgeblich an Ihrem heutigen Hiersein beteiligt und heute auch unser Gast, begrüße ich dankend Herrn Hans Stenzel vom Evangelischen Kirchenkreis. Herzlich willkommen hier bei uns! Shalom!

An dieser Stelle möchte ich darauf hinweisen, dass in diesen Minuten auch im 4000 km entfernten Be´er Ja´akow in Israel eine Gedenkfeier stattfindet, an der neben der Delegation unserer Schule auch die Verwandten unserer Namensgeberin Anita Lichtenstein, die wir Ende 2010 ausfindig machen konnten, teilnehmen, und sende von hier aus herzliche Versöhnungs- und Friedensgrüße auch in Ihrer aller Namen nach Israel!

Als Jugendlicher so, wie viele andere seiner Generation in der Hitler-Jugend, mit 17 Jahren Kriegsteilnehmer, später Offizier der Bundeswehr und in den Jahren 1983 bis 1987 Oberbefehlshaber der Alliierten Streitkräfte Europa Mitte, von der Aachener Zeitung 2012 als „Unermüdliche Kämpfernatur für Frieden und Fußball“ bezeichnet, begrüße ich herzlich Herrn General a.D. Leopold Chalupa hier bei uns. Schön, dass Sie nach einigen Begegnungen, die wir an verschiedensten Stellen hatten, heute hier bei uns sind und sich auch für die Gesprächsrunde zur Verfügung stellen.

Quasi ein Heimspiel, um im Bild des Fußballs zu bleiben, hat Herr Friedrich Bach aus Geilenkirchen, der seine Erinnerungen an die Kriegszeit und Evakuierung im vergangenen Jahr in einem Buch unter dem Titel "Unter die Räder gekommen" veröffentlicht hat. Sehr geehrter Herr Bach, wir haben uns zum letzten Jahreswechsel getroffen und bei Kaffee und Kuchen ganz schnell gemerkt, dass sich Personen gefunden hatten, die sich finden mussten. So waren jedenfalls unser beider Worte zur damaligen Verabschiedung. Schön, dass Sie heute Abend in Begleitung Ihrer Tochter, Frau Mechthild Bach, die ich ebenso herzlich willkommen heiße, hier bei uns sind!

Als gute Freundin der Namensgeberin unserer Schule immer wieder gern gesehener Gast bei den unterschiedlichsten Gelegenheiten, begrüße ich auch heute Abend Frau Elfriede Goertz herzlich hier in unserer Mitte. Eigentlich, liebe Frau Goertz, braucht man Sie hier in unserem Hause und in Geilenkirchen nicht mehr vorzustellen. Da heute Abend aber auch zugereiste Gäste bei uns sind, möchte ich wenigstens so viel vorab verraten: Unsere Namensgeberin Anita Lichtenstein hat vor ihrer Deportation ihre Puppe an Sie mit der Bitte gegeben, auf diese aufzupassen und sie ihr nach ihrer späteren Rückkehr wieder zurück zu geben. Sie haben aufgepasst, sie haben sehr aufgepasst, konnten aber, wie wir alle wissen, die Bitte um Rückgabe nur im übertragenen Sinne erfüllen. Erst viele, viele Jahre nach der Ermordung Anitas haben Sie die Puppe als Dauerleihgabe dieser Schule übergeben und damit in gewisser Weise auch Anitas Vermächtnis erfüllt. Sie wissen, dass diese Puppe bei uns in sehr guten Händen ist! Danke, dass Sie trotz Ihrer derzeitigen gesundheitlichen Einschränkung heute bei uns sind!

Wir freuen uns sehr, dass wir heute die Reihe der erfolgreichen Kooperationen mit der Anton-Heinen-Volkshochschule des Kreises Heinsberg fortsetzen können. Ich begrüße herzlich Frau Dr. Ulla Louis-Nouvertné als stellvertretende Leiterin der Anton-Heinen-Volkshochschule zugleich aber auch als Moderatorin des heutigen Abends. Ich verbinde dies mit dem herzlichen Dank für eine wieder einmal störungsfreie und sehr gute Zusammenarbeit bei der Vorbereitung des heutigen Abends.

Das Pogrom von 1938 ist einer der widerwärtigsten Exzesse, die vor dem Beginn des zweiten Weltkrieges in der Dramaturgie des NS-Regimes stattgefunden haben. Nachbarn und vermeintliche Freunde wurden von jetzt auf gleich zu mitlaufenden Feinden; eine Situation, die man sich eigentlich nicht vorstellen kann. So begann Roman Herzog als Bundespräsident heute vor 17 Jahren, am 09. November 1998, seine Rede aus Anlass der Gedenkfeier zum des 60. Jahrestag der Pogromnacht mit folgenden Worten:

„Die Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 gehört zu den schlimmsten und beschämendsten Momenten der deutschen Geschichte. Natürlich: Im Vergleich zu dem, was noch kommen sollte, war sie nur ein Vorbote. Aber ihre Geschehnisse waren auch für sich ein solcher Schlag in das Gesicht von Humanität, Zivilisation und Anstand, daß wir uns an dieses Datum immer wieder erinnern müssen.“

Wir wollen genau diese Erinnerung wachhalten, auch mit der heutigen Veranstaltung! Dies geschieht nicht in dem Bewusstsein, dass wir an den damaligen Geschehnissen schuld sind, es geschieht vielmehr aus der verinnerlichten Verpflichtung in Verantwortung, daran mitzuarbeiten, dass sich ähnliche Vorgänge in keiner Weise mehr wiederholen dürfen; nicht hier, aber auch nirgends anders in der Welt.

Dass eine solche Arbeit auch heute von enormer Wichtigkeit ist, zeigen die Ausschreitungen, die hier und dort gegen Menschen, die vor Krieg und Tod zu uns fliehen, stattgefunden haben und stattfinden! Auch diese sind „ein Schlag in das Gesicht von Humanität, Zivilisation und Anstand“!

Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie sich nach der Veranstaltung zu Gunsten unseres Auschwitz-Projektes ein wenig leichter auf den Nach-Hause-Weg machen würden. Mit diesem Projekt, dem Besuch der Gedenkstätte des ehemaligen Vernichtungslagers Auschwitz und des Außenlagers Birkenau mit dem kompletten 9. Jahrgang unserer Schule tragen wir seit 2011 auch dazu bei, dass in der nachwachsenden Generation die Erinnerung wachgehalten wird. Wir würden uns freuen, wenn Sie durch eine Zuwendung dieses Projekt unterstützen würden. Vorab schon meinen herzlichen Dank!

In diesem Sinne wünsche ich uns allen einen interessanten und facettenreichen Abend, danke allen, die an der Vorbereitung und Durchführung vor und hinter den Kulissen beteiligt waren, Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und übergebe an die Moderatorin des heutigen Abends, Frau Dr. Louis-Nouvertné, die uns im Anschluss an das nächste Musikstück durch den Abend führen wird.