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Präsentation des Auschwitz-Projekts 2016

Rede des Schulleiters, Herrn LGED Böken, zur Präsentation des Auschwitz-Projekts am 07.07.2016:

„Muss es denn Auschwitz sein, kann die Schule nicht auch nach Buchenwald fahren?“ war im Ratssaal der Stadt Geilenkirchen vor wenigen Wochen zu hören! Ja, man kann sicher nach Buchenwald fahren, aber das Synonym für die Shoah ist Auschwitz und das in einer Dimension, die man nicht mit Worten oder Bildern begreifen kann, sondern buchstäblich erfahren und erlaufen muss! Die meisten der jüdischen Geilenkirchener Mitbürgerinnen und Mitbürger wurden nach Auschwitz deportiert und dort umgebracht. Der Besuch in Auschwitz ist somit für Geilenkirchener Schülerinnen und Schüler nur folgerichtig!

Liebe Schülerinnen und Schüler,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
liebe Frau Goertz,
sehr verehrte Sponsoren unseres Projekts,
sehr geehrte Mitglieder aus Rat und Verwaltung,
sehr geehrte Damen und Herren,
verehrte Gäste,

ich begrüße Sie und euch alle sehr herzlich zur Präsentation unseres diesjährigen Auschwitz-Projektes!

Wir haben uns vor einigen Jahren das Ziel gesteckt, dass es uns gelingen möge, künftig keine Schülerin und keinen Schüler zu entlassen, die bzw. der nicht die Stätten der größten Grausamkeiten, die je in deutschem Namen begangen worden sind, persönlich besucht hat. Ihr seid diesen Weg am Freitag der letzten Woche gegangen, habt zunächst jede und jeder für sich die subjektiven Gefühle und Eindrücke aufgenommen. Ich weiß, wovon ich hier spreche, ich habe die erste Fahrt dieser Art im Jahr 2011 begleitet.

Nur einen Tag nach eurem Besuch im ehemaligen Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau ist der Friedensnobelpreisträger und Auschwitz-Überlebende Elie Wiesel verstorben. Anlässlich des Gedenktages für die Opfer des Nationalsozialismus stand er am 27. Januar 2000 vor dem Deutschen Bundestag. Seine damaligen Worte spiegeln das, was auch wir mit unserem Projekt ausdrücken wollen:

"Bis zum Ende der Zeiten wird Auschwitz Teil Ihrer Geschichte sein, so wie es Teil der meinigen sein wird. (…) Ich glaube nicht an Kollektivschuld. Die Kinder der Mörder sind keine Mörder, sondern Kinder."

Im Stammlager in Auschwitz ist im Eingangsbereich einer Baracke der folgende Ausspruch des Philosophen Santayana zu lesen: „Wer sich des Vergangenen nicht erinnert, ist dazu verurteilt, es noch mal zu erleben.“ Das aber wollen wir auf jeden Fall für die Zukunft verhindern.

Darüber hinaus sind das Erinnern und das Bewusstmachen der Gräuel die letzte Möglichkeit, sich der Menschen zu erinnern, die in Akten der Barbarei aus ihrem Leben gerissen worden sind.

Ihr alle habt keine Schuld an dem, was in deutschem Namen im letzten Jahrhundert an Schandtaten vollbracht worden ist. Wir meinen jedoch, dass wir uns auch noch heute schuldig machen können, wenn wir nicht dazu beitragen, dass diese Akte der Unmenschlichkeit und der Barbarei erinnert werden.

Es hat in diesem Schuljahr leider Phasen gegeben, in denen dieses wichtige Projekt mehr als auf der Kippe stand. Die Stiftung „Erinnern ermöglichen“ hatte sich komplett zurückgezogen; wir mussten Möglichkeiten finden, die Finanzierungslücke zu schließen. Allen Sponsorinnen und Sponsoren möchte ich an dieser Stelle im Namen der Schülerinnen und Schüler, die am diesjährigen Projekt teilnehmen konnten, aber auch im Namen der unermesslich großen Zahl derer, denen es nicht vergönnt war, ihr Leben zu leben, meinen Dank sagen.

Ein besonderer Dank geht an unseren Schulträger, die Stadt Geilenkirchen, genauer, an die Damen und Herren des Stadtrates, haben sie doch durch expliziten Beschluss die Finanzierungslücke in diesem Jahr geschlossen. Dennoch sind nach unserer Auffassung auch hier noch Gespräche nötig, denn das eingangs erwähnte Zitat ist exakt in der Sitzung auf Stadtebene gefallen, in der die Bezuschussung mehrheitlich genehmigt worden ist!

An dieser Stelle möchte ich mich bei den Kolleginnen und Kollegen, die dieses, wie ich meine, einzigartige Projekt möglich gemacht haben sowie bei den Unterstützern herzlich bedanken!

Ich möchte Sie alle einladen, sich nach der Einführung durch die Kollegen Wolynski und Bani-Shoraka die Präsentation unseres neunten Jahrgangs, der in diesem Jahr Krakau und Auschwitz besucht hat, anzuschauen und so an dem teilzuhaben, was unsere Schülerinnen und Schüler an persönlichen Eindrücken gesammelt haben.

Wenn Sie noch mehr über dieses oder weitere Projekte unserer Schule erfahren möchten, dann möchte ich für den Erwerb einer Festschrift zu unserem 25-jährigen Geburtstag werben, die zum Preis von 4 Euro zu Gunsten des Fördervereins der Schule auch heute angeboten wird.

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit!