Skip to main content

Präsentation des Auschwitz-Projekts 2018

Rede des Schulleiters, Herrn LGED Böken, zur Präsentation des Auschwitz-Projekts am 12.07.2018:

Sehr geehrter Herr Bürgermeister,
liebe Schülerinnen und Schüler,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
sehr geehrter Herr Urtel,
liebe Eltern,
sehr geehrte Damen und Herren,
verehrte Gäste,

ich begrüße Sie und euch alle sehr herzlich zur Präsentation unseres diesjährigen Auschwitz-Projektes.

Ganz herzlichen Dank an unseren Bürgermeister, der es sich trotz eines direkt im Anschluss stattfindenden Termins nicht hat nehmen lassen, heute zu einem Grußwort hier zu sein!

Ich freue mich, dass ich heute auch meinen Amtsvorgänger und Gründungsschulleiter, Herrn Klaus Braun, in unseren Reihen begrüßen darf; lieber Klaus, herzlich willkommen in deiner alten Schule!

Wir sind als Schulgemeinschaft sehr stolz darauf, dass es uns seit 2011 in jedem Jahr gelungen ist, den kompletten 9. Jahrgang mit dem grausamsten Kapitel der deutschen Geschichte in einer Form zu befassen, die man an Authentizität kaum steigern kann. Die Gruppe folgt in Krakau beginnend den Spuren der ehemaligen jüdischen Gemeinde bis zur grausamen Vernichtung in den Lagern Auschwitz und Auschwitz-Birkenau. So ist z. B. die Besichtigung der Dauerausstellung in der ehemaligen Emaille-Fabrik Oskar Schindlers ebenso obligatorisch, wie auch der Besuch der Drehorte zum bekannten Film „Schindlers Liste“.

Die Finanzierung dieses so wichtigen Projekts wurde aber von 2011 bis heute in jedem Jahr schwieriger und schwieriger. Hatten wir zu Beginn großzügige Unterstützung durch eine mittlerweile nicht mehr existierende Stiftung, müssen wir heute in jedem Jahr erneut auf die Suche nach Sponsoren gehen.

So haben wir am 07.03.2018 einen Konzertabend mit Esther Bejarano, einer der letzten Überlebenden des ehemaligen Mädchenorchesters Auschwitz hier an dieser Stelle genießen dürfen. Wir haben den Abend genutzt, um von den Anwesenden eine kleine Spende für unser Projekt zu erbitten. Ein Team des WDR war anwesend und hat am Folgetag einen kurzen aber prägnanten Bericht in der Aachener Lokalzeit ausgestrahlt.

Wieder einen Tag später erhielt ich einen Anruf eines mir bis dahin unbekannten Herrn. Dieser erzählte mir eine Geschichte, die sich im Jahre 1938, sehr nahe am Pogromtag im November, in Stettin zugetragen hat.

Ein zweijähriger deutscher Junge war an beidseitiger Lungenentzündung erkrankt und hatte über 40 Grad Fieber. Sein Vater kontaktierte deutsche Ärzte mit der Bitte um Hilfe, die jedoch aufgrund der späten Stunde, es war gegen 23 Uhr abends, verweigert wurde. Obwohl streng verboten, kontaktierte der verzweifelte Vater einen jüdischen Mediziner, der sich zusammen mit dem Vater durch die Gassen Stettins schlich, um zur Wohnung des Jungen zu gelangen. Der Arzt half durch Verabreichen fiebersenkender Medikamente, der Junge überlebte.

Der damalige Junge, heute ein 82-jähriger Ruheständler, war der besagte Anrufer. Er teilte mir mit, dass er den WDR-Bericht am Vortag gesehen hätte und nun genau wüsste, wie er sich nach nunmehr 80 Jahren angemessen dafür bedanken kann, dass der jüdische Arzt ihm damals das Leben gerettet hat, und sagte mir für unser Projekt in diesem Jahr 5000 Euro Spende zu.

Ich hatte während des Telefonats eine Gänsehaut, ich spüre sie auch jetzt, wo ich diese Geschichte erzähle, wieder.

Sehr geehrter Herr Urtel, ich freue mich sehr, dass Sie heute den Weg hier zu uns gefunden haben. Im Namen aller Schülerinnen und Schüler unseres 9. Jahrgangs danke ich Ihnen an dieser Stelle für Ihre großherzige Zuwendung.

Ihre 1938 erlebte Geschichte zeigt, dass Menschlichkeit selbst in den Jahren des Grauens nicht vollends versiegt ist! Zugleich bestätigt diese Geschichte aber auch den pädagogischen Auftrag, den wir sehr ernst nehmen, dass nämlich ein solch´ menschenverachtendes Miteinander bzw. Gegeneinander in keiner Form mehr Platz in unserer Gesellschaft finden darf!

Wichtiger Bestandteil der Gesamtkonzeption des Projekts sind neben der detaillierten fächerübergreifenden unterrichtlichen Vorbereitung die Diskussion und die individuelle Nachbereitung und Umsetzung der emotionalen Eindrücke insbesondere in künstlerischer Form. Auch in diesem Jahr wurden daher die vor Ort in Krakau und Auschwitz erfahrenen Eindrücke von den teilnehmenden Schülerinnen und Schülern wieder künstlerisch nachbereitet. Die Ergebnisse dürfen wir Ihnen heute präsentieren.

Wir freuen uns sehr, dass sich nach der Öffnung des Projekts zum wiederholten Male eine Gruppe des Bischöflichen Gymnasiums St. Ursula angeschlossen hat, die in diesem Jahr mit 66 Personen mehr als die doppelte Größe im Vergleich zum Vorjahr hatte.

An dieser Stelle möchte ich mich bei allen Kolleginnen und Kollegen, die dieses, wie ich meine, einzigartige Projekt auch in diesem Jahr wieder möglich gemacht haben sowie bei allen Unterstützern herzlich bedanken! Wenn ich die Kollegin Graf und den Kollegen Wolynski explizit benenne, so soll das deren besondere Initiative herausstellen, aber keinesfalls die Initiative der übrigen Kolleginnen und Kollegen schmälern! Allen Schülerinnen und Schülern des Projekts danke ich für die eindrucksvolle Verarbeitung ihrer Eindrücke.

Ich möchte Sie alle einladen, sich die nach der Fahrt erstellten Exponate der Schülerinnen und Schüler unseres 9. Jahrgangs anzuschauen und so ein wenig an dem teilzuhaben, was unsere Schülerinnen und Schüler an persönlichen Eindrücken gesammelt und verinnerlicht haben.

Ich danke für Ihre und eure Aufmerksamkeit und bitte unseren Bürgermeister um sein Grußwort!