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Eröffnung der Ausstellung "We, The Six Million"

Rede des Schulleiters, Herrn LGED Böken, zur Eröffnung der Ausstellung "We, The Six Million" am 25.01.2019:

„We, The Six Million“

… kurze, aber sehr eindrucksvolle Worte. Mit diesen Worten ist in Anlehnung an ein Gedicht Dr. Davin Schönbergers, dem letzten Rabbiner der Aachener Synagogengengemeinde in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts, eine Ausstellung benannt, die genau diesen Namen braucht! Mehr als sechs Millionen Menschen jüdischen Glaubens wurden Opfer der Shoah, viele Tausende auch aus den Regionen, in denen wir heute leben. Dass diese Menschen mit dieser Ausstellung das Wort ergreifen, geht unter die Haut und soll das auch!

Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Meyer,
liebe Schülerinnen und Schüler,
liebe Kolleginnen und Kollegen
aus dieser und den befreundeten Schulen,
liebe Mitglieder der Initiative Erinnern,
sehr verehrte Vertreterinnen und Vertreter aus Rat und Verwaltung der Stadt Geilenkirchen,
meine sehr verehrten Damen und Herren,

ein herzliches Willkommen zu einer Ausstellung, die die gemeinsame Erinnerungsarbeit der Geilenkirchener Initiative Erinnern in hervorragender Weise fortsetzt, zugleich aber auch ein weiterer Baustein ist zu einer verzahnten Kooperation von Schule und Hochschule. Am kommenden Montag wird mit der Unterzeichnung des Kooperationsvertrages zum Talentscouting ein weiteres Mosaiksteinchen unserer Kooperation ergänzt werden!

Wir eröffnen heute eine Ausstellung, die von Studierenden der RWTH erstellt worden ist und aus Anlass des 80-jährigen Pogromgedenkens am 9. November 2018 im Krönungssaal des Aachener Rathauses feierlich eröffnet worden ist.

Ich freue mich, dass der unter dem Dach der RWTH Aachen zuständige Projektleiter, Herr Prof. Dr. Guido Meyer, gemeinsam mit zwei seiner Mitarbeiter, Herrn Alex Hermut und Herrn René Porger, heute hier unter uns sind. Sehr geehrter Herr Prof. Meyer, danke für die Kooperation und vorab danke für Ihre Worte, die Sie später an uns richten werden.

Diese Schule ist eine Schule, die mittlerweile ein Viertel-Jahrhundert lang ihren Namen „Anita Lichtenstein“ mit Stolz trägt, aber auch um den Auftrag weiß, den dieser Name implizit tagtäglich vor Augen führt: Zu erinnern und dazu beizutragen, dass sich das, was in deutschem Namen im vergangenen Jahrhundert über den Kontinent gebracht worden ist, niemals wieder auch nur ansatzweise wiederholen kann.

Seit 2011 besucht unser gesamter neunter Jahrgang eine der Stätten der größten Schande, die in deutschem Namen je angerichtet worden ist. 2016 ist am Tag nach dem Besuch unserer Gruppe im Lager Auschwitz der Friedensnobelpreisträger und Auschwitz-Überlebende Elie Wiesel verstorben. Anlässlich des Gedenktages für die Opfer des Nationalsozialismus, der sich übermorgen zum 74. Male jährt, hat er am 27. Januar 2000 vor dem Deutschen Bundestag die folgenden Worte an unsere Abgeordneten gerichtet:

"Bis zum Ende der Zeiten wird Auschwitz Teil Ihrer Geschichte sein, so wie es Teil der meinigen sein wird. (…) Ich glaube nicht an Kollektivschuld. Die Kinder der Mörder sind keine Mörder, sondern Kinder."

Genau so sehen wir es auch! Wir als Nachkriegskinder und erst recht unsere Kinder und Enkel sind in keiner Weise schuld an dem, was damals in deutschem Namen geschehen ist.

Wenn wir es aber heute verharmlosen oder sogar leugnen, wenn wir Verharmlosern oder Leugnern nicht entschieden genug entgegen treten, dann laden wir auch heute aktiv Schuld auf uns!

Im Stammlager in Auschwitz ist im Eingangsbereich einer Baracke Santayana zitiert, dass der, der sich des Vergangenen nicht erinnert, dazu verurteilt ist, es noch einmal zu erleben.

Das aber wollen wir auf jeden Fall für die Zukunft verhindern.

Dies zu erreichen trägt auch die Ausstellung, die wir heute eröffnen, bei. Schon der Titel geht unter die Haut! „We, The Six Million“, die über sechs Millionen Opfer ergreifen das Wort und sprechen zu den Nachkommen derer, die diese Schande zu verantworten haben. Wir erinnern uns an Ausgrenzung, Stigmatisierung, Vertreibung und Ermordung um ein Fundament zu schaffen, dass sich ähnliche Vorkommnisse weder hier noch irgendwo in der Welt so oder ähnlich wiederholen können.

Ich danke allen, die dazu beigetragen haben, dass diese Ausstellung hier präsentiert werden kann, allen voran Ihnen, sehr geehrter Herr Prof. Dr. Meyer. Ein besonderer Dank gilt meinen Kolleginnen und Kollegen Hans Bruckschen, dem Koordinator der Initiative Erinnern, sowie Susanne Krystof, Anika Evertz und Jonas Ohlenforst für die Vorbereitung der Ausstellung sowie die später folgenden einführenden Worte in die Ausstellung.

Ihnen allen danke ich für Ihre Aufmerksamkeit!