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Autorenlesung mit Christian E. Weißgerber

Begrüßungsrede des Schulleiters, Herrn LGED Böken, zur Autorenlesung "Mein Vaterland!" mit Christian E. Weißgerber am 04.11.2021:

Sehr geehrter Herr Weißgerber,
liebe Schüler*innen, liebe Kolleg*innen,
sehr geehrte Damen und Herren,
verehrte Gäste,

Ihnen allen ein herzliches Willkommen zu einem Abend, der nach Corona bedingter Zwangspause heute die Kooperation der Anton-Heinen-Volkshochschule des Kreises Heinsberg und der Anita-Lichtenstein-Gesamtschule fortsetzt. Zugleich ist das Thema des Abends ein weiterer Baustein in der Auseinandersetzung unserer Schule mit einem leidvollen, aber für uns sehr wichtigen Thema.

Oft hört man im Zusammenhang mit den schlimmen Geschehnissen rund um die NS-Diktatur des letzten Jahrhunderts Aussagen der Art: „Das ist lange her, lassen wir das endlich ruhen!“. Diese Einstellung halten wir jedoch nicht nur für vollkommen falsch, sondern für außerordentlich gefährlich. Heutzutage sind Parolen wieder hoffähig, die eigentlich untragbar sind. Ich denke an den Gaulandschen „Vogelschiss“ oder an einen Björn Höcke, der den ehemaligen deutschen Außenminister Sigmar Gabriel als „Volksverderber“ bezeichnet hat und der mittlerweile, gerichtlich bestätigt, straffrei als Faschist bezeichnet werden darf. Wenn das Berliner AfD-Mitglied Andreas Geithe sagt „Wir sollten eine SA gründen und aufräumen.“, wenn Mitglieder des Bundestages Morddrohungen per Mail bekommen, dann weiß ich nicht, was noch gesagt werden soll.

Uns stellt sich dabei immer wieder die Frage, wie denn in der heutigen Zeit ein Mensch mit einem einigermaßen vorhandenen Geschichtsbewusstsein überhaupt in die Fänge des rechten Gedankengutes kommen kann. Hier hoffen wir uns am heutigen Abend ein wenig Aufklärung durch Sie, sehr geehrter Herr Weißgerber. Wir hoffen hier auf Informationen aus Ihrem Nähkästchen!

Wo sind wir im Jahre 2021 angekommen? Betrifft uns das in Geilenkirchen eigentlich auch? Ich meine, dass man diese Frage nur mit einem klaren „Ja“ beantworten kann, wenn in Geilenkirchen im Dezember 2019 der jüdische Friedhof geschändet wird, die Grabsteine mit halben Hakenkreuzen beschmiert werden und sich die Tatverdächtigen aktuell bei Gedenkveranstaltungen für Nazi-Größen zeigen. Ergänzt man nun noch, dass diese beiden Personen bei Verhandlungseröffnung nur wegen Störung der Totenruhe und Sachbeschädigung angeklagt wurden, ohne auch nur ein einziges, kleines Wörtchen zum antisemitischen Hintergrund der begangenen Straftat zu sagen, sehen wir, dass das Thema auch hier in Geilenkirchen ganz, ganz nah bei uns ist!

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat im Januar 2020 in Yad Vashem anlässlich des 75. Jahrestages der Befreiung des ehemaligen Konzentrationslagers Auschwitz u. a. gesagt: „…Die Flamme von Yad Vashem erlischt nicht. Und unsere deutsche Verantwortung vergeht nicht. Ihr wollen wir gerecht werden. An ihr sollt Ihr uns messen. …“ Hier klaffen politische Willenserklärungen und Handeln der staatlichen Organe m. E. zu weit auseinander!

Während in den Medien 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland gefeiert werden, erleben wir hier vor Ort solch Unsägliches! Meine sehr verehrten Gäste, lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten, dass sich unser Miteinander nicht weiter in eine völkisch-nationale Richtung bewegt, helfen Sie mit, dass sich nicht Kardinalfehler des letzten Jahrhunderts wiederholen! Es sind schließlich nur noch 12 Jahre bis ..33!

Ich wünsche uns allen einen eindrucksvollen und interessanten Abend, bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit und gebe ab an Herrn Bruckschen, der in die Moderation des Abends einsteigen wird.