Grußwort des Bürgermeisters der Stadt Geilenkirchen, Thomas Fiedler, zur Eintragung von Sharon und Richard Dahl ins „Goldene Buch“ der Stadt und zur „Fachtagung Erinnern“ am 26. Januar 2013 im Franziskusheim Geilenkirchen
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
im Namen von Rat und Verwaltung der Stadt Geilenkirchen darf ich Sie heute hier in Geilenkirchen herzlich begrüßen und der Tagung einen guten Verlauf wünschen. Es ist mir eine große Freude, den Nachfahren einer jüdischen Geilenkirchener Familie, Herrn Richard Dahl, und seine Gattin Sharon, hier und heute einladen zu dürfen, sich in das Goldene Buch der Stadt einzutragen. Meine Damen und Herren, Sie behandeln heute und morgen die Art und Weise, mit der wir im Kreis Heinsberg das Gedächtnis an das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte wach halten und schärfen wollen. Ich freue mich ganz besonders, dass Sie mit Winfried Casteel, mit dem mich lange Jahre der Zusammenarbeit in der VHS Aachen verbinden, einen Referenten hier zu Gast haben bzw. hatten, der dieses Wachhalten des Gedächtnisses in Aachen bereits in den 80er Jahren zu seinem Thema machte und seitdem unermüdlich in diesem Themenkreis aktiv ist, unzählige Menschen mit diesen Themen infiziert hat und uns sehr helfen kann mit seiner methodischen Erfahrung darin, wie wir uns bei fortschreitender zeitlicher Distanz immer mehr und immer neu diesem furchtbaren Kapitel nähern sollten.
Grußwort des Landrats des Kreises Heinsberg, Stephan Pusch, an die Teilnehmer des Aktionswochenendes
Die Auseinandersetzung mit den Folgen von Rassismus und politischem Extremismus ist vielen Menschen und gesellschaftlich relevanten Gruppen im Kreis Heinsberg ein außerordentlich wichtiges Anliegen. Insbesondere die Aufarbeitung der Geschehnisse in der Zeit der nationalsozialistischen Diktatur von 1933 bis 1945 sowie das Gedenken an die vielen Opfer dieses furchtbaren Regimes sind auch auf lokaler Ebene von großer Bedeutung.
Vor 80 Jahren ergriff Hitler in Deutschland die Macht und übte sie mit seinen Schergen mit aller Gewalt aus, auch in dieser Region, in der bis dahin die Nationalsozialisten keine Mehrheit gefunden hatten. Diese Region hat unter der Nazi-Herrschaft gelitten und sich letztlich verändert – durch Terror, Verfolgung und den Zweiten Weltkrieg.
„Initiative Erinnern“ ist auf der Suche nach alten Bildern und Familienfotos. Die Forschungsarbeit soll fortgesetzt werden.
Geilenkirchen. In wenigen Wochen werden in Geilenkirchens Innenstadt die ersten „Stolpersteine“ zur Erinnerung an unsere ehemaligen jüdischen Mitbürger verlegt werden.
Geilenkirchener Marktstraße um 1925 Foto: Stadtarchiv Geilenkirchen
Schon seit den fünfziger und sechziger Jahren haben sich einzelne Geilenkirchener Bürger um Kontakte zu den aus Geilenkirchen stammenden Überlebenden des Holocaust bemüht – Hermann Wassen, Heinz Wolf und Josef Schmölders sind u. a. hier zu nennen.
Sie haben geforscht und gesucht und Briefkontakte wieder aufgenommen. Besuche fanden statt, Besuche in Israel und Besuche jüdischer Bürger in Geilenkirchen. Sie reisten aus den Vereinigten Staaten, Holland, Israel an um ihre Heimatstadt noch einmal wiederzusehen. Anderen aus Südamerika, USA, Kanada war dieses Wiedersehen leider nicht mehr möglich, obwohl manche eine große Sehnsucht hatten, Geilenkirchen noch einmal zu besuchen. Das war in den 1970er/1980er Jahren.
Hünshovener Hauptstraße und Wurm um 1920 Foto: Stadtarchiv Geilenkirchen
Mit dem Tode von Hermann Wassen und Josef Schmölders gab es zunächst einen Stillstand bei der Aufarbeitung der Geilenkirchener Geschichte und speziell der Geschichte der jüdischen Mitbürger – bis sich Anfang 2011 die Initiative Erinnern gründete, die nun erfolgreich versucht, dieses Werk mit unterschiedlichen Aktivitäten fortzuführen.
Für jede Hilfe sind die Mitglieder dieser Gruppe dankbar. Und so wenden sie sich an alle Geilenkirchener und ehemalige Geilenkirchener mit der Bitte, alte Fotos der Stadt und alte Familienfotos (bitte mit Erläuterungen!) zur Verfügung zustellen.
Sie werden eingescannt, ins Archiv der Stadt übernommen und die Originale den jeweiligen Besitzern wieder zurückgegeben. Sie helfen uns, die Geschichte der Stadt wieder lebendig werden zu lassen und sie für die Nachwelt zu erhalten. Manche sollen auch auf der Homepage der Initiative Erinnern Geilenkirchen www.erinnerung-geilenkirchen.de veröffentlicht werden.
Fotos können abgegeben werden bei Karl-Heinz Nieren unter vorheriger Kontaktaufnahme: Tel. 02451-7852 oder per E-Mail an karl-heinz.nieren[at]t-online.de senden.
Erinnern möchten wir auch an:
Marktplatz Hünshoven mit evangel. Kirche und Haus Camphausen um 1925 Foto: Stadtarchiv Geilenkirchen
Fachtagung Erinnern – Verfolgung in der Zeit des Nationalsozialismus (1933-1945) in der Region Heinsberg
26. Januar 2013 von 9.30 bis 17.30 Uhr Franzikusheim, Zum Kniepbusch 5, Geilenkirchen Kursnummer: 6hr0011 Unkostenbeitrag incl. Mittagessen u. Nachmittagskaffe: 10,-- EUR
Rundtour Erinnern – Besuch von Orten der Verfolgungsgeschichte in der Zeit des Nationalsozialismus (1933-1945) in der Region Heinsberg
27. Januar 2013 von 10.00 bis 16.00 Uhr Treffpunkt: Bahnhof Geilenkirchen Kursnummer: 6hr0021 Unkostenbeitrag incl. Mittagsimbiss: 5,-- EUR
Anmeldungen für beide Veranstaltungen (möglichst bis 8. Januar) unter:
oder per Post: Katholisches Forum für Erwachsenen- und Familienbildung Mönchengladbach und Heinsberg Bettrather Str. 22 D-41061 Mönchengladbach Infos auch unter: www.forum-mg-hs.de
Stolpersteinverlegung am 5. März 2013 – Spenden erwünscht:
Evtl. Spenden für die 27 „Stolpersteine“ – 1 Stein kostet 120 EUR – auf folgendes Konto:
Für die Ausstellung einer Spendenquittung bittet die „INITIATIVE ERINNERN“ um eine vollständige Adressangabe.
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Antrag an die Stadt
Antrag an den Bürgermeister der Stadt Geilenkirchen, Thomas Fiedler und an die Stadtverordneten des Rates der Stadt Geilenkirchen
Genehmigung für das Verlegen von „Stolpersteinen“
Sehr geehrter Herr Bürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren Stadtverordnete,
unsere Stadt war Heimat einer der größten jüdischen Gemeinden in der Region Aachen. Ihre Mitglieder wurden unmittelbar nach der Reichspogromnacht von den Nationalsozialisten aus der Stadt vertrieben. Einige konnten sich retten, viele wurden deportiert und in Vernichtungslagern ermordet. Niemand von den Überlebenden kehrte in unsere Stadt zurück.
Das Gedenken an die vertrieben, deportierten und ermordeten Geilenkirchener mit jüdischem Glauben – und an Personen, die aus religiösen, weltanschaulichen oder politischen Gründen verfolgt worden sind, was noch zu erforschen ist – in einer kleinen Stadt wie der unseren, in der die Erinnerung generationenübergreifend ist, fällt nicht leicht. Scham und Trauer über das Geschehene mischen sich bei manchen mit der Sorge, dass das Erinnern Gräben unter den heute Lebenden aufreißen könne. Manche möchten mit dieser schrecklichen Zeit unserer Geschichte nicht mehr behelligt werden.